mission statement
Die Musiktheaterszene in Wien bleibt trotz ihrer Erweiterung und Ergänzung um ein neues Opernhaus hinter ihrem Potential zurück. Die Chance, mit der Eröffnung von neuen Spielstätten, auch neue Wege des Musiktheaters zu wagen, wird auch weiterhin nicht genutzt, indem auch dort die hergebrachte Form installiert wurde.
Der Begriff 'Musiktheater' selbst ist dehnbarer und flexibler, als sich manch Schaffender einzugestehen und zu riskieren mag. Hier setzt progetto semiserio an und bereichert mi seinem künstlerischen Angebot die zwar vielseitige, aber sich noch immer an der herkömmlichen Operntradition und dem bestehenden Formenkanon des Musiktheaters orientierenden Szene. Gemeinsam mit anderen Partnern der freien und vor allem experimentellen Musiktheaterszene, neben dem progetto semiserio sei hier stellvertretend das Sirene Operntheater genannt, können wir für die Opernstadt Wien zu neuen Wegen finden.
Die Offenheit und Experimentierfreudigkeit, die das progetto semiserio behauptet und die es im Laufe der vergangenen Projekte immer wieder bewiesen hat, bleibt auch in der Zukunft nicht leere Parole sondern gelebte und vermittelte Freude am direkten Ausdruck und unmittelbarer Kommunikation mit dem Publikum. Stets variierende Formen transportieren aktuelle Themen, in denen es im weitesten Sinne um alle Problematiken des Menschseins in der Gesellschaft geht. Ausgehend von konkreten Geschichten, wird das allgemeingültige, verbindliche gesucht, der Weg führt vom solitären zum allgemeinen Phänomen.
Bei der Beschäftigung mit den genannten Themen und Problematiken und mit dem Wunsch, diesen Dingen auf den Grund zu gehen, stellt sich schon im Konzeptionsstadium eine tatsächliche Sprachlosigkeit ein. Viele der Gefühle und Gedanken scheinen unerzählbar oder un-fassbar zu sein.
Die Sprachlosigkeit zu überwinden und unerzählbare Gefühle und Eindrücke zu vermitteln, dafür brauchen wir das Musiktheater. Wie kein anderes Genre, kann es auf vielen Ebenen kommunizieren und durch das Zusammenwirken aller sinnlichen Eindrücke die Sprachlosigkeit überbrücken, sie sogar zum Thema machen. Deshalb brauchen und machen wir Musiktheater.
Dieses Musiktheater muss sich aber den Themen und Inhalten anpassen, muss formal flexibel sein, damit es als Kommunikationsmittel nicht auf einen Formenkanon angewiesen ist. Gäbe es starre Regeln, müsste man über Konventionen kommunizieren, der autenthische Zugang der Schaffenden wie auch des Publikums wäre zerstört. Deshalb legt progetto semiserio Wert auf die Entwicklung neuer, stückadäquater Formen.
Fußend auf profunder Kenntnis der Möglichkeiten von Musik und Theater, Raum, Licht, Text etc. wird ein genreübergreifendes Musik-Theater immer wieder neu entwickelt. Durch die Vermischung von Formenelementen finden wir innovative, neue Zugänge. Unsere Grundannahme hierbei: Der Inhalt bedingt die Form, die Aussage den Grad an Abstraktion. Beim steten Versuch das Genre Musiktheater so immer wieder neu zu definieren kommen die Projekte von progetto semiserio zustande.