In Wyrypajews Karaoke-Box, benannt nach einer real existierenden Bar in Hong Kong, treffen einander ein weiblicher und ein männlicher Androide zum Karaoke. Der poetische Text selbst scheint dem phantasievollen anarchischen Prinzip des Karaoke geschuldet und beschreibt den Konflikt von Technik und menschlicher Natur, von Disziplin und Freiheit. Die Uraufführung von Karaoke-Box fand in der Spielzeit 2009/10 im Rahmen der Serie Die X Gebote statt. Nachdem das Stück bei der Ruhrtriennale, die die Reihe koproduzierte, zu sehen war, geht es nun wieder auf Reisen und wird am 24. Mai im Moskauer Theater School of Modern Drama gezeigt. Am 21. Juni hat das Wiener Publikum dann noch ein letztes Mal die Möglichkeit, Iwan Wyrypajews Auseinandersetzung mit dem I. Gebot im Schauspielhaus zu erleben.
Iwan Wyrypajew gehört zu den geistreichsten Dramatikern Russlands. Nicht, weil so viele, neue Geschichten aus ihm sprudelten, sondern weil er um die immer gleichen, alten Fragen aus der Bibel kreist, die er aufbricht, indem er sie durch die skeptischen, widersprechenden Gedanken gegenwärtiger Figuren schraubt. Wyrypajew setzt seine irren Rededuelle in lose Handlungsrahmen, um spielerisch, mit den Mitteln der Groteske, immer tiefer in das Nachdenken einzudringen über die Menschen und ihre Welt. (Berliner Zeitung)