William Shakespeares Drama Coriolanus erzählt von einem römischen Elite-Kämpfer mit politischer Ambition, der als Kriegsheld die Plebejer für seine Zwecke erst zu nutzen sucht, sich bald schon kriegerisch gegen sie wendet – und schließlich über seine eigenen strategischen Hakenschläge und Seitenwechsel in den Untergang stürzt. plebs coriolan – eine Auftragsarbeit für das Schauspielhaus Wien – ist keine „Aktualisierung“, keine Adaption des berühmtem Coriolanus, sondern eine Neuformulierung ohne Kriegsheroismus und Erobererpose. Den Plebs-Begriff unterzieht Kevin Rittberger einer intensiven Re-Lektüre: Er analysiert „das Volk“ als Organismus, dessen Inneres unter dem Druck der Verhältnisse gleichsam nach außen zu drängen droht – und dessen unkontrollierbares anarchistisches Potenzial bei denen, die noch etwas zu verlieren haben, für Panik sorgt. Aber das Volk kennt sich selbst nicht mehr, weil es kaum organisiert ist, und von der Macht, die es entfesseln könnte, hat es allenfalls eine vage Ahnung. Rittberger nimmt in plebs coriolan jene Gesellschaftskonzepte auf, die Shakespeare nur skizziert, zur späteren Feinzeichnung hingeworfen und freigegeben hat: Die schon bei Shakespeare thematisierte „Multitude“ ist eine unzähm- und unbezwingbare Größe – wovon übrigens auch der späte Bertolt Brecht Bericht erstattete, der in einer unvollendet gebliebenen Coriolanus-Bearbeitung sein Misstrauen gegen die Unersetzlichkeit des Heldenindividuums formulierte.
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