Die Lini hat was zum Erzählen. Ihr ganzes kleines, großes Leben. Die Lini ist alt. Sie weiß nicht viel über die Welt, sie ist nicht weit herumgekommen. Zugleich weiß sie sehr viel von der Welt, sie ist tief in sie hineingekommen. Kindheit: das Nötigste. Sonst wenig. Sehr wenig. Eine erste Ehe, von der Mutter ihr aufgenötigt, nicht einmal geschieden, annulliert. Dann der Richtige, Verliebtheit, Kinder, Arbeit und irgendwann Liebe statt der Verliebtheit. Arbeit immer. Ganz gewöhnlich und trotzdem besonders. Jetzt packt die Lini, sie muss wieder ins Spital zur Bestrahlung. Die Doktoren haben einen Tumor bei ihr festgestellt, so einen kennen die selber nicht. Die Lini lebt an ihr Ende. Das nennt man „Sterben“, ist aber Leben. Gar nicht unbedingt der schlechteste Teil, nur der letzte halt. Johanna van Erden schafft es, die Thematik des menschlichen Weltenuntergangs „Tod“ ohne Trauer, Rührseligkeit, Larmoyanz, Kitsch oder erhobenen Zeigefinger zu erzählen. Ihre Lösung: Humor. So einen Text gibt es kein zweites Mal. Die Autorin liefert eine einfach-klare Vorlage, im Volkston. Österreich - wo die Bäume zahlreicher stehen als die Häuser der Menschen. Das Wachswetter - förderlich dem Wachstum auf den Feldern, währt kurz. Sie lässt Lini erzählen von ihren Erlebnissen, von den lange zurückliegenden und den jüngst gemachten im Spital. Sie lässt die Lini ihre Welt auf ihre Art ordnen, außen und innen. Und wenn die Lini die Welt erklärt auf eine Weise, die keiner gebildeten Draufsicht standhält: am Ende haben die alten Tanten trotzdem recht. Wie die alte Lini. Johanna van Erden Geboren 1959 in Wiesbaden, in Zürich aufgewachsen. Wahlmühlviertlerin. Ausgestattet mit dem Migros-Begabtenstipendium, dem Diplom der Schauspiel-Akademie Zürich und dem Emil-Oprecht-Preis, 1980 auf die deutsche Theaterlandschaft losgelassen. Ensemblemitglied an den Bühnen der Stadt Bielefeld, am Stadttheater Aachen und als Gast auf einer Vielzahl weiterer Bühnenbretter. 1985 Kulturförderpreis der Stadt Aachen. Seit 1987 freischaffend. Über 80 gespielte Rollen und mehrere Regieeinfälle. Mitwirkung in mehrsprachigen Theaterprojekten in der Schweiz, Holland und Belgien. Unter dem Namen „Johanna van Erden“ Autorin verlegter und gespielter dramatischer Werke. Ausbildung zur Kommunikations- und Verhaltenstrainerin beim Institut Baldinger und Partner, Büdingen. Umfangreiche Lehrtätigkeit im Bereich szenische Darstellung, Körpersprache und Sprachgestaltung. Sprecherin und Mitglied bei stimme.at, dem Netzwerk der Stimmexperten. "Wachswetter" findet im Rahmen des Freien Theaterfestivals Innsbruck statt. Weitere Festivalproduktionen finden sie unter www.freies-theaterfestival.at Mit: Ursula Hammermann, Siggi Haider Regie: Florian Eisner Ausstattung: Eva Praxmarer Stimmen: Traudi Praxmarer, Ayla Antheunisse Ton: Mike Moll Technik: Georg Roppatsch / Beto de Christo