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UNSICHTBARE MÄCHTE - A Feast for Dietrich Bonhoeffer
Entscheidungen, die zwar menschlich und moralisch richtig sind, aber fatale persönliche Konsequenzen haben können, erfordern innere Kraft. Dietrich Bonhoeffer war eindringliches Beispiel dafür.
Der lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer, 1906 in Breslau in eine bürgerlichen Familie geboren, wurde zum profiliertesten Vertreter der „Bekennenden Kirche“ gegen den Nationalsozialismus. 1943 von der Gestapo verhaftet, versuchte er während zweijähriger Haftzeit die Beziehung zu seiner jungen Verlobten, Maria von Wedemeyer, aufrecht zu halten. Kurz vor Kriegsende wurde er am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg erhängt.
In der neuen ZOON-Theaterproduktion UNSICHTBARE MÄCHTE stehen nicht religiöse oder politische Aspekte im Mittelpunkt, sondern das moralische Dilemma individueller Schicksale, die Frage nach der bewussten Entscheidung für etwas moralisch Richtiges angesichts der daraus resultierenden Folgen. Das Thema ist „Erwartung“: nämlich das Warten auf die Auswirkungen eines Tuns, das Warten im Gefängnis, das Warten auf eine Hochzeit, das Warten auf das Urteil, das Warten auf den Tod.
UNSICHTBARE MÄCHTE meditiert über die Zeit und die mystisch-metaphysische Erfahrung des Seins anhand des Lebens von Dietrich Bonhoeffer. Thomas Desis Musik ist ein Klangraum in Gestalt eines Kontinuums; sie ist jenes Fluidum, das einen architektonischen Raum ausfüllen kann, ohne sichtbar zu werden. Die Musik als „Phantom Feast“.
Besetzung: Chor (16), 4 Soli, Orgel, Schlagwerk, Akkordeon
Mit Theresa Dlouhy, Gottfried Falkenstein, Günter Haumer, Cornelia Horak sowie Johannes Hämmerle (Orgel), Bernd Thurner (Schlagwerk), Alfred Melichar (Akkordeon) und dem Ensemble des Albert Schweitzer Chors.
Text/Musik/Inszenierung: Thomas Desi
Musikalische Leitung: Matthias Krampe
Spielort
Weitere Termine
Juni 2010
- 24.,
- 25.,
- 26.,
- 27.,
ZOON / Thomas Desi
ZOON / Thomas Desi (Wien) erhält erstmals eine 4-jährige Konzeptförderung vom Kulturamt der Stadt Wien (2010-2013).
Unter wechselnden Formaten und verschiedenen Annäherungsstrategien soll neues Musiktheater entstehen, das sich im Produktionsprozess bewusst von der Oper absetzt.
Als „langsame Einleitung“ ist der Beginn der Saison 2009/10 gedacht: 'BUDAPEST, WIEN, BUDAPEST 1989' mit einem Text von Imre Kertész und Musik von György Ligeti sowie 'NEITHER' nach einem 10-Zeiler von Samuel Beckett mit Musik von Morton Feldman.
Neben Synchronizitäten und chronologischen Zufällen, neben der Wiederkehr von historischen Daten und Überschneidungen widersprüchlicher gesellschaftlicher und politischer Ereignisse, sind es die existenziellen Erfahrungen des Menschen, die in diesen beiden „Einstiegsprojekten“ bei ZOON in dieser „Langsamen Einleitung“ angerissen werden: Imre Kertész und die „Unvergänglichkeit der Lager“, Samuel Beckett und die Unabwägbarkeit der Konsequenzen von Handeln und Entscheiden. Beide berühren im weitesten Sinn einen metaphysischen Aspekt des Menschseins, dort, wo sich letztlich die Kunst, so wie ZOON es sich vornimmt, mit dem „Leben“ berührt.
Es sind nicht die tagespolitischen Nachrichten, durch die sich diese Arbeit vor sich hertreiben lassen will, sondern die im griechischen, aristotelischen Begriff des zoon politicon, des Menschen als einem „social animal“ (das ist die englische Übersetzung von „zoon politicon“) formulierte Definition vom Menschen als einem Lebewesen in einem abgegrenzten Raum, zu einem bestimmten Moment, das sein Bedürfnis nach Gesellschaft ausdrückt. (Musik-)Theater ist die/eine Metapher dafür.
Vollständiges Portfolio von ZOON / Thomas Desi