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  • Wilhelm Jerusalem - Helen Keller: Briefe neuebuehnevillach

    04.02.2010,

    20:00

    @ neuebuehnevillach
    Von 1890 bis 1923 leistete der österreichische Philosoph Wilhelm Jerusalem in Wien revolutionäre Forschungsarbeit für die Bildung von Gehörlosen und Taubblinden. Jerusalem war im ständigen Briefkontakt mit der taubblinden Schriftstellerin und Menschrechtsaktivistin Helen Keller. Ihre Korrespondenz steht im Mittelpunkt dieses neuen dokumentarischen Theaters. Wilhelm Jerusalem ist heutzutage so gut wie vergessen. Er wurde 1854 in Dřenice u Chrudimi als Sohn jüdischer Eltern geboren. Zeit seines Lebens hat er seine religiöse Identität nicht gewechselt, er ließ sich nie katholisch taufen (das war aber notwendig, um in der Habsburger-Monarchie Karriere machen zu können wie zum Beispiel der Dirigent und Komponist Gustav Mahler. Der Antisemitismus der Habsburger-Monarchie erreichte wenige Tage nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ihren Höhepunkt. Der Pius-Verein – heutzutage weltweit bekannt durch die Leugnung des Holocaust durch deren Bischof Williamson – wusste am 25.November 1918, wer für die Niederlage im Ersten Weltkrieg verantwortlich war, „dass man Juden und Kriegsgewinner nahezu als identisch bezeichnen darf. So konnte es geschehen, dass nahezu eine Hand voll Leute, größtenteils wieder dem jüdischen angehörig, bei uns und im Deutschen Reiche die alten Gewalten und Autoritäten stürzen und sich der politischen Macht zu bemächtigen vermochten. Das Volk hatte gehofft von allen jenen volksfremden Elementen endlich befreit zu werden. Das Volk hatte gehofft, dass mit all den Elementen und Kreisen, die in der Überzahl dem Judentum entstammten, endlich einmal eine gründliche Auskehr gehalten wird.“ Die Nationalsozialisten konnten sich also bei der Errichtung ihres Terrorstaates und der industrialisierten Massenvernichtung auf eine bereits seit Jahrzehnten bestehende Forderung des katholischen Piusvereins stützen.). Jerusalem studierte klassische Philosophie an der Universität in Prag und machte seine Doktorarbeit über „Die Inschrift von Sestos und Polybios“. Bis 1887 war er Gymnasiallehrer in Prag und Nikolsburg. 1888 wurde er Mitglied des Lehrkörpers des "k.k. Staatsgymnasiums im VIII.Bezirk" in Wien. 1891 wurde er als externer Privatdozent an der Universität Wien zugelassen. Jerusalem forderte höflich aber bestimmt eine Reform des Bildungswesens in der österreichisch-ungarischen Monarchie (die im Habsburgerreich nie stattfand). Für Jerusalem von Bedeutung war das Schaffen von Bildungsmöglichkeiten für Minderheiten. Und hier interessierte er sich besonders für die Bildungssituation von Gehörlosen und Taubblinden. 1890 veröffentlichte er die erste psychologische Studie über die taubblinde Laura Bridgman. 1892 las Jerusalem die ersten Gedichte der taubblinden Helen Keller. Er erkannte ihre schriftstellerische Begabung. Von nun an war er in Briefkorrespondenz mit Helen Keller, die eine herausragende Schriftstellerin und Menschenrechtsaktivistin wurde. Von seiner wissenschaftlichen Arbeit über die Taubblinden ausgehend entwickelte er die österreichische philosophische Richtung des „Pragmatismus“. 1907 übersetzte er das Buch „Pragmatismus“ von Henry James ins Deutsche. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er von Otto Glöckel zum außerordentlichen Professor an der Universität Wien für Philosophie ernannt (in der österreichischen Republik musste ein österreichisch-jüdischer Staatsbürger nicht mehr zum Katholizismus übertreten, um Karriere machen zu können). 1919 wurde er einer der Lehrer im „Schönbrunner Kreis“. Der Vizebürgermeister von Wien, Max Winter, konnte einige Räumlichkeiten im Wiener Schloss Schönbrunn für die Ausbildung von jungen Frauen und Männern bekommen, die wiederum selbst später Lehrer wurden. Nun endlich konnte Jerusalem seine Ideen zur Bildungsreform in die Praxis umsetzen gemeinsam mit Alfred Adler, Max Adler, Marianne Pollak, Josef Luitpold Stern und Otto Felix Kanitz. 1923 wurde Jerusalem ordentlicher Professor an der philosophischen Fakultät der Universität Wien. Er starb im selben Jahr an Herzversagen. Unter seinen Schülern und Studenten waren der Schriftsteller Stephan Hock (der später als Dramaturg mit dem Regisseur Max Reinhardt arbeitete), Karl Renner (er war der erste Kanzler in der ersten österreichischen Republik und der erste Präsident der zweiten österreichischen Republik), Viktor Ullmann (der ausgezeichnete österreichisch-jüdische Komponist, der 1944 im KZ Auschwitz ermordet wurde) oder der Dichter Anton Wildgans. Inszenierung & Dramaturgie: Herbert Gantschacher Übersetzung in die Österreichische Gebärdensprache: Sabine Zeller Kostüme: Sanzaba Dimna Lichtgestaltung: Bidpai Film: Erich Heyduck Besetzung: Markus Rupert, Sabine Zeller

    Spielort

    neuebuehnevillach
    Rathausplatz 1
    9500, Villach-Innere Stadt

    Weitere Termine

        Februar 2010
      • 05.,
      • 06.,

neuebuehnevillach

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Rathausplatz 1
9500 Villach-Innere Stadt

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