In ihrer neuen Arbeit beschäftigt sich Barbara Kraus mit den Energien und Möglichkeiten von Wahnsinn und den Phänomenen religiöser Besessenheit. Auf ihrer Suche nach dem/der „besten Bösen“ entwirft sie auf der Grundlage der sieben Todsünden ein Höllencasting für das
Publikum, bei welchem dieses die einmalige Gelegenheit erhält, mit den eigenen Dämonen in Kontakt zu kommen und endlich Freundschaft mit ihnen zu schließen.
Bei Shakespeare heißt es: „Die Hölle ist leer und alle Teufel sind hier.“ Nicht so in der Welt von Aloisia Schinkenmaier. Ihr Teufel kann nur in der Hölle sein, da ist sie sich ziemlich sicher.
Ausgetrieben haben sie ihn ihr, als sie noch ein Kind war, und jetzt, 40 Jahre später, erinnert sie sich, und fragt sich, wo ihr Teufel geblieben ist. Er fehlt ihr nämlich. Ihre Kräfte als Medium lassen langsam nach, und deshalb macht sie sich auf den Weg in die Hölle, um ihren Teufel zu
finden. „Die Hölle sind die Anderen.“ In diesem Fall das Publikum, das sich in dem von der bildenden Künstlerin Nadia Lauro gestalteten „Secret Space“ befindet und nichts ahnend auf eine Performance von Barbara Kraus wartet. Stattdessen kommt Aloisia Schinkenmaier, ein
österreichisches Medium mit dissoziativer Persönlichkeitsspaltung Herr Vukic, der als Höllenpianist herhalten muss, um gute Stimmung zu verbreiten, hat
schlechte Laune und schon bessere Tage gesehen.
Alles in allem vielleicht weniger Furcht einflößend als die schlimmsten Albträume aus längst vergangenen Kindertagen, wo die Hölle ein blutrotes, brennendes, gequältes, dunkles Etwas ohne Ende war. Auf Teufel, komm raus! ist die Erzählung eines umgekehrten Exorzismus, der Versuch einer Heimholung und Integration des Verteufelten in Form eines finalen, grotesken
Höllentanzes, als Abgesang und Parodie auf lebensverneinende religiöse Ängste. „Geh an die
Orte, die du fürchtest!“