„Flughäfen sind transparent, durchsichtig, aus Glas. Ein wenig wie Aquarien, ein wenig wie Spiegel: Du siehst Menschen hinter der Scheibe, aber du kommst unmöglich dorthin. Eine andere Zone, Transit, Schengen, nur mit Pass … Diese Realität ist aus Fiktionen gewebt, aus Halluzinationen, Sinnestäuschungen. – Wir sind Kinder unserer Vergangenheit. Die Vergangenheit stirbt nie. Sie ist sogar dann in uns lebendig, wenn wir nicht daran denken wollen. Gräber, Geister, Leichen, Erinnerungen, Ahnenkult. – Körper, von denen wir uns herleiten? Die einzig erreichbare Form der Unsterblichkeit wird das Gedenken sein. Wir werden unseren Verstorbenen Leben einhauchen, indem wir auf ihre Stimmen hören. Ich jedenfalls tue das. Ich lausche den Verstorbenen. Ich bin ein abergläubischer Slawe und glaube an Geister. So wie meine Großmutter an Geister glaubte. Ich lausche, was sie zu sagen haben. Zum Beispiel die, die man eines Tages aus meiner Gegend wegbrachte, um sie ohne Gerichtsurteil in ein Deportationslager in der schönen Stadt Graz zu sperren. Ich lausche aber auch den Stimmen jener, die – vom Kaiser ausgesandt – in meiner Gegend 1914 und 1915 im Großen Krieg gestorben sind – gefallen, ermordet. Ich lausche. Sie liegen unter der Erde. Ich gehe zu ihnen. Danach versuche ich euch zu erzählen, was ich gehört habe.“ (Andrzej Stasiuk) Andrzej Stasiuk gehört zu den einflussreichsten polnischen Autoren unserer Zeit. In seinen Erzählungen und Essays untersucht er die Deformation des Individuums unter dem Einfluss von Regime und Gesellschaft. Im Auftrag des Schauspielhauses begab er sich auf Recherche zu den Schauplätzen des Ersten Weltkrieges in den polnischen Karpaten, der Ukraine und Graz. Eine theatrale Betrachtung unserer europäischen Geschichte.
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