Aktuell
Jetzt in diesem Theater:
„Wir wollen das Leben nicht / aber es muß gelebt werden
Wir hassen das Forellenquintett / aber es muß gespielt werden“.
Komödie von Thomas Bernhard
Eigenproduktion des klagenfurter ensemble im Rahmen des Projekts Ton.Hof.Spur.
Forell-Piranhas, Collage, 2013, von Caroline
Die letzte Produktion im Schwerpunktjahr Ton.Hof.Spur widmet sich „naturgemäß“ Thomas Bernhard, der in den späten Fünfzigerjahren regelmäßiger Gast am Tonhof war und das Ehepaar Lampersberg im Roman „Holzfällen“ als die Ikonen einer mediokren, manierierten, sich selbst entfremdeten Künstlergesellschaft beschrieb.
Die Komödie „Die Macht der Gewohnheit“(1974 in Salzburg uraufgeführt) thematisiert das unausweichliche Scheitern des Künstlers in seinem
Bemühen, das perfekte Kunstwerk zu schaffen. Zirkusdirektor Caribaldis Versuche, mit seinen vier Mitspielern, dem Dompteur, dem Spaßmacher, dem Jongleur und seiner Enkelin, Schuberts Forellenquintett als „perfekte Musik“ aufzuführen, münden seit 22 Jahren regelmäßig in einer vollständigen Katastrophe.
Dass diese Proben regelmäßig mit einer vollständigen Katastrophe enden, macht den Text nicht nur zu einer bitteren Verhöhnung aller Vorstellungen von künstlerischer Perfektion, sondern es stellt von Neuem den parodistischen Bezug zu seinem Uraufführungsort her. Insgesamt ist Bernhards zweites Festspielstück eine besonders gelungene Variante eines seiner wichtigsten literarischen Themen: des Scheiterns des Künstlers, wenn er versucht, vollkommene Kunst zu schaffen. Es ist aber auch ein Stück über Herrschaft und Macht: Um sein künstlerisches Ziel womöglich doch zu erreichen, hat sich Caribaldi seine Mitspieler bedingungslos unterworfen: „Durch diese Tür / kommen Ihre Opfer herein“, sagt der Jongleur zu ihm. „Nicht Menschen / Instrumente“.
Außerdem formuliert Bernhard immer wieder zentrale Sätze seiner Existenzkonzeption: „Alles nur widerwärtig / alles was geschieht / geschieht widerwärtig / Das Leben die Existenz“, gesteht Caribaldi. „Wir wollen das Leben nicht / aber es muß gelebt werden / Wir hassen das Forellenquintett / aber es muß gespielt werden“.
(Text und Foto: Privatstiftung Thomas Bernhard)