Aus dem Englischen von Brigitte Auer
Die Ereignisse – konzipiert für zwei SchauspielerInnen und einen Chor – ist ein Stationendrama, das Claire Fletcher, Seelsorgerin und Leiterin eines multikulturellen Chors, auf ihrem Weg des Verstehens eines terroristischen Anschlages begleitet: Bei einer Chorprobe werden mehrere Mitglieder von einem jungen Mann getötet, der seine Tat als einen Protest gegen den Multikulturalismus erklärt. Claires Wunsch, diesen Akt des Terrors zu verstehen, wird zur Besessenheit, denn einzig im Verstehen scheint die Möglichkeit des Vergebens und damit der Heilung zu liegen: In jedem Verbrechen steckt die Chance auf Erlösung, so Claires Credo. Angesichts der Schrecklichkeit der Geschehnisse stößt Claire jedoch mit ihrer Fähigkeit, Empathie zu empfinden und zu vergeben, immer wieder an Grenzen. Sie sieht sich mit der Frage konfrontiert, wie man zu jenem Leben, wie es vor den Ereignissen war, zurückkehren kann, wenn sich das Böse dem Verstehen entzieht, wenn es Teil von uns ist, wenn unsere Idee von Gemeinschaft, vom glücklichen Land des Miteinanders, Gewalt provoziert und produziert.
Bis heute machen sich Nationalismus und Chauvinismus in Europa breit, der Rechtspopulismus findet starken Zuspruch und nationalistische Terroranschläge erschüttern immer wieder unsere Gesellschaft – man denke an den NSU-Prozess in Deutschland oder an die Anschläge, die der norwegische Rechtsextremist Anders Breivik 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya verübte. Für den schottischen Autor David Greig und den englischen Regisseur Ramin Gray war dieser konkrete Vorfall in Norwegen Ausgangspunkt für das Stück Die Ereignisse.
The Events, so der Originaltitel des Stücks, wurde im August 2013 im Rahmen des Edinburgh Festival Fringe in der Regie von Ramin Gray in britischer Besetzung uraufgeführt und erhielt den Scotsman Fringe First Award, mit dem die vier herausragendsten neuen Stücke des Festivals ausgezeichnet werden. Im März 2014 inszeniert Gray das Stück schließlich am Brageteatret in Drammen, Norwegen – wie bei den vorhergegangen Stationen auch mit von dort stammenden SchauspielerInnen und lokalen Chören.