Serie in 5 Folgen
Projektleitung: Felicitas Brucker, Anne Habermehl
3. Folge: Umwege auf dem Weg zu mir selbst
Konzeption, Choreografie und Performance: Sabina Holzer und Jack Hauser
Was Heimatlosigkeit bedeutet und wie tief dieser Zustand einen Menschen in seinem Sein und Tun erschüttert, musste Stefan Zweig am eigenen Leib erfahren. Kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten in Österreich fand sich sein Name auf der Liste der Bücherverbrennungen und der verbotenen Autoren wieder und so sah sich Zweig gezwungen, ins Exil zu gehen: Am Tage da ich meinen Pass verlor, entdeckte ich mit achtundfünfzig Jahren, dass man mit seiner Heimat mehr verliert als einen Fleck umgrenzter Erde. Als Heimatloser zog er durch die Welt und lebte in England, den USA, Argentinien, Paraguay und zuletzt Brasilien, wo er sich aus Verzweiflung über die Zerstörung seiner geistigen Heimat Europa und die daraus folgende Perspektivlosigkeit 1942, zusammen mit seiner Frau, das Leben nahm.
Die Suche nach einem, wie Stefan Zweig es nennt, stabilen Punkt im Leben, die Sehnsucht danach, bei sich selbst anzukommen, sich einzurichten in einem Zuhause, steht im Mittelpunkt der dritten Folge von Die Welt von Gestern. Die Choreografin und Tanzperformerin Sabina Holzer gestaltet zusammen mit dem Künstler und Performer Jack Hauser eine performative akustische Installation, welche das Leben in der Fremde, den Zustand des Nirgendwo-Zuhause-Seins untersucht. Muss dieses Gefühl des Menschen im Exil, ständig im Hier und Jetzt zu sein, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft, zwangsläufig in Verzweiflung münden, oder kann sich damit sogar ein Weg zu einer neuen inneren Freiheit auftun? Gelangt man im Exil auf Umwegen zu sich selbst?