Serie in 5 Folgen
Projektleitung: Felicitas Brucker, Anne Habermehl
5. Folge: Heimkehr nach Österreich
von: Anne Habermehl
Regie: Felicitas Brucker
Die Jahre des Ersten Weltkrieges verbrachte Stefan Zweig in der Schweiz. Bei seiner Heimkehr nach Österreich nach Ende des Krieges ist er konfrontiert mit einem Land, das nur noch als ein ungewisser, grauer und lebloser Schatten der früheren kaiserlichen Monarchie auf der Karte Europas dämmerte, in dem die Menschen hungern und arm sind. Warum er trotzdem zurückkehrte, erklärt Zweig mit der Überzeugung,dass man mehr als je in einer solchen Stunde äußerster Not zu seiner Heimat, zu seiner Familie gehörte. Feige wäre es gewesen, dem auszuweichen. Eine Heimkehr nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Zweig versagt, der Gedanke, die geistige und geografische Heimat verloren zu haben, trieb ihn 1942 in den Selbstmord. Doch wie hätte seine Heimkehr in das Nachkriegsösterreich ausgesehen?
In den Gesprächen mit 100-jährigen WienerInnen, welche die beiden Projektleiterinnen Felicitas Brucker und Anne Habermehl geführt haben, beschreiben diese Zeitzeugen Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg als ein Land, das keines mehr ist und dessen Einwohner als Menschen auf der Suche nach ihrer Identität: Wir waren nichts. Null. Statt einer Heimkehr in ein Zuhause stand also die Frage, wie und ob man von vorne anfangen, man sein Land und seine Identität zurückgewinnen kann. Alle befragten 100-jährigen leben heute im Altersheim, dem letzten „Heim“ oder Zuhause, bevor man sich von dieser Welt verabschiedet. Viele von ihnen einsam, ohne Angehörige; die Freunde, Ehepartner und Kinder längst verstorben. Was bleibt von einem Leben? Ist die Erinnerung ein Zuhause, in das man immer zurückkehren kann?