In einer Bühnenfassung von Herbert Schäfer
"Tief ist der Brunnen der Vergangenheit."
Mit diesen Worten beginnt Thomas Manns umfangreichstes Romanwerk "Joseph und seine Brüder". Geplant als eine Novelle, entstand eine umfangreiche Tetralogie, sein gleichzeitig größtes und am wenigsten gelesenes Werk, begonnen 1926 in München, vollendet 1943 im kalifornischen Exil.
Joseph, Jaakobs Lieblingssohn, den er mit Rahel zeugte, provoziert seine Halbbrüder durch Schilderung seiner hochfahrenden Träume. Auf einer Reise fallen die Brüder über ihn her, werfen ihn in einen trockenen Brunnen und verkaufen ihn schließlich an ismaelitische Händler, deren Karawane nach Ägypten zieht. Dort wird Joseph an das Haus des Potiphar verkauft, "Freund des Pharao". Joseph nennt sich ab jetzt "Osarsiph", wie nach ägyptischem Brauch die Toten angesprochen werden, da er selbst für seinen Vater und für seine Familie längst als verstorben gilt.
Potiphar selbst wurde als Kind von seinen Eltern kastriert, ein Ritual, um ihm eine Karriere als Höfling zu eröffnen. Seine Ehe ist deshalb nur eine Ehe der Form, wie auch seine Hofämter im Grunde leere Ehrentitel sind.
Im großen Kapitel "Die Berührte" des dritten Romanteils "Joseph in Ägypten" sehen wir Mut-em-Enet, Potiphars Frau, zunächst zufrieden in ihrer nicht vollzogenen Ehe. Sie entwickelt aber in den drei Jahren ihrer geschlechtlichen Einsamkeit ein immer stärkeres Verlangen zu dem jungen Joseph, Sklave im Hause.
Potiphar selbst sucht nach einem Weg, sein eigenes Verlangen nach Ruhe, Liebe, Menschlichkeit mit seiner hohen Stellung zu verbinden, und überprüft währenddessen, wieweit er sich dabei auf den Rat seines Hofes (hier in Gestalt seines Höflings Dûdu) verlassen kann …
Günter Krämer inszeniert Herbert Schäfers Theaterfassung von "Die Berührte", aus Thomas Manns umfangreichem Roman, jenes Kapitel, das sich auf das Zusammentreffen von Potiphar, Mut und Joseph konzentriert. Die Collage besteht nur aus Originaltexten aus Thomas Manns Roman.