»Meine Vorfahren nähern sich von allen Seiten.« Unter dem Apfelbaum seiner Ahnen, der wie diese fest im Jaunfeld verwurzelt ist, nimmt der Dichter Peter Handke eine Familienaufstellung vor. Anhand der zum Teil fiktionalisierten Biografien seiner Mutter und die ihrer Eltern und Geschwister, die der slowenischen Minderheit in Kärnten angehörten, wird ein bewegtes Zeitalter Kärntner Geschichte lebendig – vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Ich-Erzähler ist um Verstehen und Aneignung der Lebenswelt seiner Vorfahren bemüht, die wider Willen eine tragische Entwicklung erfährt. Als Spielleiter vermag er Zeiten und Perspektiven zu wechseln: mal ist er nur Beobachter, mal mischt er sich als Familienmitglied mit Fragen und Kommentaren ein. So begleitet sein Blick die drei Onkel in den Krieg, mit dem die »Großdeutschen« nicht nur das traditionelle Leben der slowenischen Bergbauern nachhaltig verändert haben. Zwei von ihnen werden auf fernen Schlachtfeldern fallen, ein dritter geht zu den Partisanen. Auch die düstere Tante schließt sich den »grünen Kadern« an, die in den Heimatwäldern bewaffneten Widerstand leisten. Das »Ich« verfolgt ihren Weg, erlebt die Schwere vieler Entscheidungen, Opfer und Entbehrungen. Endlich feiern sie das Ende des Krieges, aber die Ruhe nach dem großen Sturm erweist sich als so kurz wie trügerisch. »Hauptsache, man lebt. Aber wer ist man? Und was heißt Leben?« Denn die Sieger werden binnen kurzer Zeit wieder zu Ohnmächtigen; ihnen wird das Recht auf Sprache und kulturelle Identität abgesprochen und ihre historische Leistung gibt Anlass zu Anfeindungen. »Warum wir? Wir haben doch verloren. Sind kein Thema. Und auch kein Stoff zum Träumen!«, schlägt es dem selbsternannten Spielleiter von den Seinen entgegen. Aber beharrlich setzt das »Ich« in Peter Handkes traumspielhafter Bühnendichtung seine Ahnen ins Zentrum der Geschichte.
Regisseur Michael Simon lässt neben den SchauspielerInnen 14 SpielerInnen mit slowenischen Wurzeln und Sprache in seiner Inszenierung mitwirken.