Neufassung 2014 für den 80. Jahrestag des 12. Februar
Das Projekt ist eine zum Gedenken an die gescheiterte Februar-Revolution neu erstellte und speziell für offene Räume adaptierte, konzertante Raum-Performance und wird im Kulturcafé Siebenstern im Februar 2014 uraufgeführt. Anvisiert sind Folgeaufführungen in Cafés, Volkshochschulen und Wiener Bezirksämtern und in der brunnen.passage/ Caritas Wien, dem Republikanischen Club-Neues Österreich sowie dem Aktionsradius Wien.
Der Ökonom und Europa-Aktivist Walter Baier stellt den aktueller Bezug her: „Der Aufstand, mit dem sich die österreichische Arbeiterschaft im Februar 1934 der austrofaschistischen Diktatur widersetzte, war auch von europäischer Bedeutung. Ein Jahr nach Hitlers Machtübernahme im Deutschen Reich stellte er das Beispiel eines bewaffneten Widerstands gegen die Errichtung eines faschistischen Regimes dar. Viele der geschlagenen Schutzbündler nahmen in der Folge an der Verteidigung der spanischen Republik teil. Auch kann der Untergang Österreichs im März 1938 nur aus der Niederlage der Arbeiterbewegung im Februar 1934 verstanden werden.“ (Walter Baier, Kommentar zur Performance, 7. 1. 2014)
Performance
Im Kontrast zur site-spezifischen Performance 2012, in der das Publikum den Aktionen durch die öffentlichen Räume folgte, ist die Neufassung als konzertante Performance konzipiert. Sieben interkulturelle SchauspielerInnen und zwei Musiker zeigen Auszüge aus der Neufassung der Adaptierung, deren Fokus auf den historischen Ereignissen rund um den tragisch gescheiterten Arbeiteraufstand am 12. Februar 1934, dessen 80. Jahrestag 2014 begangen wird, auf den Texten und sprachliche Qualitäten, sowie auf minimalistischen Bewegungsparcours liegt. Dazu kommt eine neue Vertonung mit interkulturellen „Soundtracks“, komponiert und präsentiert von Mussa Babapatl (Rap) aus Nigeria und dem Österreich-Argentinier Walter Nikowitz (Gitarre/Laute).
Ziel der neuen performativen Konstellation ist die Ermöglichung einer größeren Nähe zwischen AkteurInnen und ZuschauerInnen – sie befinden sich sprichwörtlich „auf gleicher Augenhöhe“. Einige Szenen der Fassung von 2012 werden beibehalten, andere ergänzt oder komplett überarbeitet. Dazu kommen zeithistorische Erzähltexte, die vom Publikum vorgelesen werden. Drei Ebenen gewinnen an Bedeutung: Musik-Kompositionen, Erzählfunktion, Jüdische Figur des Robert Blum.
Die Performance 2014 findet im intimen Kontext von Cafés, Vereinslokalen und Veranstaltungssälen statt. Strukturiert als konzertante Lesung kommt sie mit minimalem technischem Aufwand aus, ist mühelos an unterschiedliche Raumkontexte anzupassen und regt an zur direkten Kommunikation. Auf die konventionelle „Theatralität“ wird weitgehend verzichtet; stattdessen eröffnet die Einladung zur Mitarbeit an einem „Arbeiterchor“ die Plattform für Interaktion und Diskussion. Rezitation und Aktion entfalten sich an den Caféhaus-Tischen, am Tresen, in den Ecken des Raumes, den Ein-und Ausgängen, sparsame Platzwechsel der Akteure, einfache Bewegungsmuster, Tänze, Lieder und chorischen Gruppenaktionen treiben die Handlung voran.
Ausschnitte aus einem im Karl-Marx-Hof mit dem Ensemble gedrehten Film und historisches Bildmaterial werden auf eine große Leinwand projiziert, die Texte primär über Monologe, Dialoge und Chöre transportiert;
Produktionsrückblick Daten der UA 2006: Erstfassung der theatralen Bearbeitung fand in einer ersten Fassung am 16. Dezember 2006 im ARCHITEKTURZENTRUM WIEN statt, eine öffentliche Probe am 2. 12. um 18 Uhr im Flakturm Arenbergpark im 3. Bezirk, als Beitrag zu dem Kunstprojekt 77 Positionen - „FAKTUM FlakTURM“ (Leitung: Markus Hafner, Marianne Maderna).
Im März 2007 fand im JEWISH THEATER AUSTRIA (WINDOW”) eine Kurzfassung als Special Performance: „Robert Blum, der Außenseiter“ mit der Performerin Sun Sun YAP (SGP) im Rahmen des Jüdischen Theaterfestivals „TIKUN OLAM“/Repair the World statt. Im Jahr 2011 folgte eine Neufassung im Rahmen des Kultur.Herbst.Neubau zum Thema „Revolution“, kurz darauf die große Bezirkstournee2012/13 als Beitrag zum 100. Jubiläum von Jura Soyfers Geburtstag aktualisierte die Inszenierung durch Einfügung neuer Lieder, Chöre und dramatischer Szenen. Unter Einbezug der jeweiligen Architekturen und die typische K.u.K. Atmosphäre von Wiens Amtshäusern entstand ein eindrückliches szenisches Panorama – wurden jene Gründerzeit-Räume bespielt, die Soyfers Figuren bevölkert hatten, und das wandernde Publikum mitgenommen auf eine Reise durch die Zeit.