Als sich Judit in den Westen absetzt, endet die Karriere ihrer Mutter Rebekka. Die einst gefeierte Budapester Schauspielerin, die in der Rolle der Kleopatra zur Legende wurde, wird entlassen und von den kommunistischen Behörden unter Druck gesetzt. Als alle Versuche scheitern, die Tochter zur Rückkehr zu bewegen, lässt Rebekka sie für tot erklären, zieht sich in ihr Zuhause zurück und überwacht krankhaft jeden Schritt ihres Sohnes. In der Enge der Wohnung prallen die Obsessionen der Mutter auf den um Befreiung ringenden Sohn – vor dem Haus bricht das politische System zusammen.
Attila Bartis‘ gefeierter Roman Die Ruhe thematisiert auf eindrucksvolle Weise nicht nur diese spezifische Familiengeschichte, sondern setzt sie auch in den Kontext mit Ungarns politischer Wende.
Attila Bartis wurde 1968 im rumänischen Siebenbürgen geboren. Seine Familie gehört der ungarischen Minderheit an. 1995 erschien sein erster Roman Der Spaziergang, in dem der Autor Kindheit und Jugend in Zeiten der ungarischen Revolution schildert. Auch Bartis‘ zweites Buch, der Erzählband Der bläuliche Dunst, behandelt Kindheitserlebnisse vor dem Hintergrund des beengenden kommunistischen Systems. 2001 folgte der vielbeachtete Roman Die Ruhe, 2005 veröffentlichte Bartis eine zwölfteilige Folge von literarischen Aufsätzen unter dem Titel Die Apokryphen des Lazarus, die er monatlich für die Literaturzeitschrift „Élet és Irodalom“ geschrieben hatte. Bartis erhielt mehrere Stipendien, darunter das Móricz-Zsigmond-Stipendium. Ausgezeichnet wurde er mit dem Tibor-Déry-Preis und dem Sándor-Márai-Preis.
Für die Inszenierung des Romans konnte Róbert Alföldi, Regisseur und scheidender Intendant des Ungarischen Nationaltheaters, gewonnen werden. Ihm zur Seite steht der bekannte ungarische Bühnenbildner Róbert Menczel. Alföldi, der das Ungarische Nationaltheater seit Juli 2008 erfolgreich leitet und international bekannt machte, stand schon länger in Konflikt mit der Regierung Orbán. Die geplante Ablöse Alföldis zu Spielzeitende 12/13 löste große Diskussionen, nicht nur unter Ungarns Intellektuellen, aus.