Im Zentrum von Corneilles Drama stehen zwei Familien, eng miteinander verbunden: Der Römer Horace ist mit Sabine, deren Familie aus Alba stammt, verheiratet. Sabines Bruder Curiace wiederum möchte Camille, die Schwester von Horace, zur Frau nehmen. Doch ein Krieg zwischen Rom und Alba droht das Glück zu zerstören – jede Stadt schickt ihre drei stärksten Männer in den Kampf, um den Streit verlustarm zu beenden. Während Horace, der mit seinen Brüdern für Rom antritt, die Ehre, die er seiner Stadt erweisen kann, allen familiären und freundschaftlichen Banden vorzieht, beklagt Curiace dieses ungerechte Schicksal. Denn abgesehen davon, wer gewinnen sollte – jede Familie wird zwangsläufig Opfer zu beklagen haben und den Mörder eines geliebten Menschen im engsten Kreise wissen.
1606 geboren, gilt Pierre Corneille als Mitbegründer des klassischen Dramas in Frankreich. Im Alter von 30 Jahren gelingt ihm mit der Tragikomödie Le Cid sein erster großer Erfolg. Das Stück bringt ihm aber auch scharfe Kritik der Autoritäten ein, da er privates Glück vor die Staatsräson stellt. In der 1640 erschienenen Tragödie Horace ist der Konflikt zwischen Familie, Liebe, Ehre und vaterländischer Treue erneut Mittelpunkt des Geschehens. In der kongenialen Übersetzung von Jürgen Gosch und Wolfgang Wiens gewinnt dieses packende Drama zusätzlich an Schärfe und Aktualität.
Die gebürtige Berlinerin Katrin Plötner studierte Regie an der Universität Mozarteum Salzburg. Ihre Diplominszenierung Angriffe auf Anne war zum Fast Forward Festival am Staatstheater Braunschweig eingeladen. Am Münchner Residenztheater inszenierte sie mit großem Erfolg Heiner Müllers Hamletmaschine und Der Komet, ein Abend nach Motiven von Jean Paul. Mit Horace setzt sie die Zusammenarbeit mit der Bühnenbildnerin Anneliese Neudecker, einer Absolventin der Akademie der Bildenden Künste Wien, wie auch mit der Kostümbildnerin Henriette Müller, fort.