Der 1976 geborene Katalane Esteve Soler hat eine Trilogie geschrieben: „Gegen die Demokratie“, „Gegen die Liebe“, „Gegen den Fortschritt“. Jedes Thema hat er in sieben kurze, burleske, „knackige“ Sketches gekleidet. Das macht in Summe 21 kompatible Kurzdramen. Gemeinsam ist ihnen ihr böser, zynischer, albtraumhaft-horroresker Humor.
Die Trilogie wurde seit 2008 in 10 Sprachen übersetzt und in fünfzehn Ländern bereits über vierzig Mal inszeniert. 2013 erhielt Esteve Soler für das surrealistische „Gegen den Fortschritt“ den Godot Prize für das beste zeitgenössische Stück des Jahres. Der 1976 geborene Autor lebt in Barcelona und lehrt szenisches Schreiben an der Sala Beckett.
„The three plays talk about the same, how we are losing humanity in our contemporary societies.“ (Esteve Soler)
Gespielt wird mit vollem Engagement und professionell ausgefeiltem Können. Man gibt den Szenen „Gegen die Demokratie“ Tempo und Biss, wohingegen man sich „Gegen den Fortschritt“ auf Reinhold Tritschers eher realistisch ausmalende Regieführung einlässt.
Das Juwel der Trilogie freilich steuert das heimische Theater Ecce bei. Marie Hoppe gelingt mit „Gegen die Liebe“ eine so liebevolle wie schräge, dabei passgenau kluge Lesart der Kurzszenen in einer verblüffenden, witzig-ironischen Bildlösung, mit Schauspielern, die man selten so diszipliniert und präzise gesehen hat. Diese tolle Stunde ist das Originellste, was derzeit auf Salzburger Bühnen zu erleben ist. (Karl Harb/ SN - gesamter Artikel unter: http://search.salzburg.com/display/ks171400_17.02.2014_41-51142632)
17:00 Uhr Gegen die Demokratie
In sieben kurzen, nicht miteinander verbundenen und in sich abgeschlossenen Szenen zeigt „Contra la democràcia“ auswüchse unserer heutigen Zeit auf.
Eine absurd groteske Atmosphäre verleiht den einzelnen Geschichten ihre Wirkung. Dass hier grundsätzlich etwas schief läuft, wird deutlich, wenn etwa ein Elternpaar den Sohn mitten in der Nacht weckt, um ihm mitzuteilen, dass er ungewollt war und daher nun erschossen wird. Oder wenn sich in einer anderen Szene plötzlich keine der Figuren mehr daran erinnern kann, welche Zahl auf die Sechs folgt. Solers komische und zugleich unheimliche Ge- schichten lassen einem das Lachen im Halse stecken bleiben.
„Über alles wird heutzutage diskutiert, nur über eine Sache spricht man nicht: die Demokratie. Aber wie sollten wir auch über Demokratie sprechen, da die, die tatsächlich die Welt regieren, nicht vom Volk gewählt wurden?“ (José Saramago)
Deutsche Abteilung am Nationaltheater RADU STANCA Sibiu, Rumänien
Schauspiel: Daniel Plier, Johanna Adam, Ali Deac, Emöke Boldizsar, Daniel Bucher, Wolfgang Kandler
Inszenierung: Alexandru Dabija
18:45 Gegen die Liebe
Deutschsprachige Erstaufführung
In 7 voneinander unabhängigen Szenen zeigt Esteve Soler auf skurrile Art den Umgang mit der Liebe in der heutigen Zeit. Egoismus, Hoffnungslosigkeit, Gleichgültigkeit, Konsumhörigkeit, übersteigerte Erwartungen, etc. dominieren das Beziehungsverständnis unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Das Individuum ist Ware und Liebe ein Konsumgut.
Soler spiegelt uns und unseren Umgang miteinander, indem er alltäglich scheinende Situationen auf komische, groteske und irritierende Sinnbilder reduziert und projiziert – eine zerbrochene Frau, ein Exfreund als Parasit oder ein Paar, das im wahrsten Sinn des Wortes bis zum Hals in „der Scheiße“ steckt.
„If I put today’s society against the ropes it is because I believe that this reflection, this dialogue, is more necessary than ever.“ (Esteve Soler)
Eine Koproduktion des ES Theater, Theater ecce und dem Odeïon Kulturforum Salzburg
Es spielen: Jurij Diez, Gerard Es, Anna Paumgartner, Julia Urban
Lichtgestaltung: Manfred Eckinger Ausstattung/Kostüme:
Alois Ellmauer, Elisabeth Strauß
Inszenierung: Marie Hoppe
Übersetzung: Georg Holzer
Aufführungsrechte: Theater Stück Verlag
20:30 Uhr Gegen den Fortschritt
Der katalanische Autor Esteve Soler wirft in seiner komödiantischen Szenen- folge einen eigenwilligen und sehr ironischen Blick auf die Spezies Mensch.
Ein so gelangweiltes wie langweiliges Ehepaar sitzt vor dem Fernseher, als es eine Panne gibt. Funktioniert die Fernbedienung nicht mehr, oder wie lässt es sich erklären, dass ein auf der Mattscheibe zu sehendes hungerndes Kind sich plötzlich nicht mehr wegzappen lässt? Unerklärlich scheinen auch die Vorgänge im Klassenzimmer einer Grundschule. Während die Lehrerin noch versucht, ihre Schüler für ein Märchen zu interessieren, ist der böse Wolf schon näher als gedacht.
Ein Liebespaar, das Probleme mit seinem Ehevertrag bekommt, zwei Geschäftsleute als Religionsgründer, ein Unfallopfer, das vergeblich um Hilfe bittet. Solers Fantasie scheint abgründig, doch Spaß und Schrecken entstehen vor allem aus dem Wiedererkennungseffekt.
Deutsche Abteilung am Nationaltheater RADU STANCA Sibiu, Rumänien, Theater ecce
Es spielen: Johanna Adam, Daniel Bucher, Wolfgang Kandler, Daniel Plier
Ausstattung /Kostüme: Alois Ellmauer, Elisabeth Strauß
Inszenierung: Reinhold Tritscher
Übersetzung: Charlotte Frei
Aufführungsrechte: Theater Stück Verlag