Sich aus der engen Wohnküche hinaus in ein schöneres Leben träumen: Erna, Grete und Mariedl sitzen wiedermal zusammen und plaudern über Familienprobleme, Gott und die Welt. Schnell geraten die beiden Älteren in einen handfesten Streit darüber, wer mehr aus seinem Leben gemacht hat, Erna oder Grete. Dabei liegen ihnen die ungeratenen, erwachsenen Kinder auf der Seele, die sich der mütterlichen Fürsorge entziehen. Die jüngere Mariedl hat diese Probleme nicht. Sie hat ihre Berufung zum Beruf gemacht und beweist gottesfürchtige Nächstenliebe, indem sie die verstopften Klosetts ihrer Mitmenschen reinigt – ohne Gummihandschuhe und mit der bloßen Hand!
Jetzt wollen die drei mal »den ganzen Lebensschmutz vergessen« und steigern sich beim gepflegten Achterl in ihre Glücksvisionen hinein: Ein Dorffest, auf dem sich Grete in einen feschen Musikanten verliebt, Erna endlich mit dem angehimmelten, tugendhaften Fleischhauer Wottila zusammenkommt und Mariedl dank ihrer speziellen Künste gleich als Retterin des ganzen Festes gefeiert wird. Doch als Mariedl die Rede auf die Kinder bringt, platzt die Phantasieblase …
Werner Schwab sah seine Stücke nicht in der Tradition des kritischen Volksstücks. Sprache diente ihm weniger zur Beschreibung einer sozialen Realität, sondern ist selbst Hauptthema: eine dialektal klingende Kunstsprache voller ungrammatischer und vor allem komischer Sprachspiele, die Figuren und deren Weltbild gleichermaßen formt und demontiert. Zwanzig Jahre nach dem Tod des Grazer Dramatikers Werner Schwab inszeniert die Schweizer Regisseurin Simone Blattner sein erstes Stück Die Präsidentinnen.