Ein Spiel mit SchauspielerInnen & Puppen
Man kann im Vergessen nicht glücklich sein. Erstmals nach zwanzig Jahren zieht es Jan zurück an die öden Gestade seiner Heimat, aus der er weit weg in eine hellere, freiere Welt geflohen war. Schuldgefühle gegenüber seiner zurückgelassenen Mutter und seiner Schwester veranlassen ihn, seine Identität zu verbergen – entgegen dem Rat seiner Frau Maria.
Jan mietet sich allein in dem unwirtlichen Gasthof bei Mutter und Schwester ein. Aus der Deckung will er die Verhältnisse beobachten, um entscheiden zu können, ob ihm Heimat und Familie noch etwas bedeuten. Jan weiß nicht, dass seine alte Mutter und die verhärtete Schwester Martha ihre Existenz mit Raubmorden an alleinreisenden Hotelgästen bestreiten. Auf diese Weise erwirtschaften sie Reisegeld. Marthas Ziel ist das Meer.
Die Weltläufigkeit und positive Daseinserwartung des Fremden stoßen Martha auf ihr unerfülltes, freudloses Leben. Die Mutter scheint diesmal vor dem Mord am Gast zu zögern. Aber Martha sieht durch den Eindringling die alleinige Liebe der Mutter bedroht. Umso zielgerichteter schreitet sie zur Tat. Längst ist ihr Tun von der Bedeutung der Wörter entkoppelt. Gewohnheit beginnt beim zweiten Verbrechen. Und »was man nicht kennt, ist leichter zu töten.«
In seinem dreiaktigen Drama, geschrieben 1941 im besetzten Paris, behandelt Albert Camus das Thema Heimat und Exil mit der Wucht einer antiken Schicksalstragödie.
Der aus Graz stammende und in Wien arbeitende Regisseur und Puppenspieler Nikolaus Habjan entwickelt eine heutige Lesart der Fabel mit Puppen. Er ist Direktor am Schuberttheater Wien und arbeitet als Puppenspieler u. a. am Wiener Burgtheater.
Diese Produktion wird vom Freundeskreis Schauspielhaus Graz unterstützt.