Mit ihrem Stück EXIT untersuchen die Tänzerin und Choreografin Alix Eynaudi und der Theatermacher und bildende Künstler Kris Verdonck das Medium Theater und laden das Publikum zu einem gemeinsamen Experiment ein. Mit Forschergeist befragen sie den Theaterraum und seine kreativen Parameter. Zu welchem Ausmaß kann das Publikum vom Bühnengeschehen beeinflusst werden? Wird es durch die theatralen Vorgänge manipuliert? Und – mittels welcher Stimuli wird dabei die Wahrnehmung verändert?
Sie beleuchten dadurch unter anderem die Rollen, die sich über diesen Ort herstellen. Zum einen wird den BesucherInnen Passivität abverlangt, wenn sie in ihre zugewiesenen Sitzplätze sinken. Doch dieser Passivität steht die Rezeptionsanforderung des Geschehens – des Theatererlebnisses – und die Aufmerksamkeit, die ihm gilt, gegenüber. Dieser scheinbare Widerspruch findet sich auch im Zustand des Schlafes – der körperlichen Ruhephase bei geistiger Höchstleistung, deren erinnerbarer Niederschlag die Träume sind.
Wie hält es die Gesellschaft mit der Passivität – mit der Notwendigkeit des Schlafes, der Ruhephasen und des Müßiggangs? Welchen Wert hat der Schlaf und darf er haben? Stiehlt er uns zwischen Produktivität und Konsumation lediglich Zeit und gilt es ihn zu Gunsten längerer Wachphasen zu beschneiden?
Alix Eynaudi und Kris Verdonck schlagen über ihr Stück eine "EXIT-Strategie" vor – hinaus aus dem vorherrschenden wirtschaftsliberalen Leistungskanon. Sie schaffen einen Raum, der erlaubt, dass wir uns verlangsamen; der verführt, in einen meditativen Zustand einzutauchen; der bedingt, dass wir wegdämmern, eindösen – ja vielleicht sogar einschlafen. Sound, Licht und repetitive Choreografien legen sich Daunendecken-gleich über den Zuschauerraum.
Und nun stellt sich die Frage des Experiments anders. Sie formuliert sich über die Funktion des Schlafes. Zu welchem Ausmaß werden wir vom Schlaf beeinflusst? Welche Auswirkungen hat sein Mangel? Werden wir durch den Schlafvorgang transformiert? Verändert sich durch ihn unsere Wahrnehmung?