Das Motto des achten Nachwuchs-Theater-Wettbewerbs Für immer Peter Pan! ist auf reges Interesse gestoßen. Insgesamt wurden 73 Projekte eingereicht, vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, einzelne Einreichungen kamen aus der EU und Südamerika. Nach drei Tagen intensiver Hearings, zu denen 12 Gruppen eingeladen waren, stehen jetzt die FinalistInnen fest. Ausgewählt wurden vier Projekte, die uns durch einen klaren inhaltlichen Fokus und eine schlüssige theatralische Umsetzung überzeugen konnten.
TRAILER Für immer Peter Pan!
https://youtu.be/vnrkR6WuAR0
Die FinalistInnen
- Carolyn Amann, Katharina Paul, Angelina Berger, Christina Cervenka, Benjamin Kornfeld und Fabian Schiffkorn mit
FAIRYDUST ™
Die schöne neue Arbeitswelt der Internet Start-Ups mit ihrer Vernutzung antikapitalistischer Lebensentwürfe ist das Thema von Amann/Paul.
- Lena Rasovsky, Jessyca R. Hauser, Alexander Tilling, Anna Laner, Nancy Mensah Offei mit
LOST: GIRLS AND PIRATES AND SONGS
Vom Wunsch verloren zu gehen angesichts der Anforderungen des Erwachsen-Seins erzählen Rasovsky/Hauser/Laner/Mensah Offei/Tilling.
- Theresa Thomasberger, Anna-Sophie Fritz und Jean Philipp Oliver Viol mit
ALB [WHEN ALICE MET PETER]
Als Liebesgeschichte erzählt das Team Thomasberger/Fritz/Viol von der Lähmung angesichts der Überfülle an Möglichkeiten. Alice hat eine Depression namens Peter.
- Banafshe Hourmazdi, Frederik Müller und Michaela Maxi Schulz mit
MEINE NASE LÄUFT
Die zeitgenössische Partykultur mit ihrem Glücksversprechen des seligen Vergessens untersuchen Hourmazdi/Müller. Hat sie subversives Potential, oder erschöpft sie sich im Eskapismus?
Dauer: 90 Min.
Die ausgewählten 20-Minuten-Projekte werden 3 Wochen in der Bar&Co zu sehen sein (Premiere: 1. Juni 2015). Den Gruppen steht in der Probenphase die Regisseurin Katharina Schwarz als Coach zur Seite. Es gibt zwei Preise zu gewinnen: den Publikumspreis, der mit 1.000.- Euro dotiert ist, sowie den Jurypreis. Jenes Stück, das die Jury (Bettina Hering, Intendantin Landestheater Niederösterreich und designierte Schauspielleiterin Salzburger Festspiele, Genia Enzelberger, Kuratorium Stadt Wien und Tomas Schweigen, designierter Intendant Schauspielhaus Wien) zum Sieger kürt, erhält 5.000 Euro von der Kulturabteilung des Magistrats der Stadt Wien für die weitere Ausarbeitung des Projekts in der kommenden Saison.
Für alle Gruppen, die es nicht in das Finale geschafft haben, ihre Projekte aber gerne präsentieren wollen, wird es auch dieses Jahr wieder einen Showcase geben.
Resümee - Einreichungen
Inhaltlich gibt es in den Projekten einen großen Schwerpunkt auf der Angst vor dem Erwachsenwerden und der Erwachsenenwelt. Aus vielen Projekten lässt sich ablesen, dass der gesellschaftliche Status Quo abgelehnt wird. Die jungen KünstlerInnen formulieren Kritik an der Konsumgesellschaft, am Warencharakter der Kunstproduktion und am Erwachsenwerden als Verlust von Freiheit. Viele wünschen sich Veränderung, ohne eine Handlungsperspektive zu sehen. Es werden Ohnmachtsgefühle, die Flucht in Parallelwelten (Drogen, Spiel, Parties und Terrorismus) und die Wut über die Verhältnisse verhandelt. Explizit politische Inhalte werden oft in Dystopien gedacht.
Ein weiterer Themenkomplex ist die Selbstoptimierung und Selbstdarstellung in den Social Media mit der Frage nach der Vereinbarkeit von virtuellem Selbst und realem Selbst. Häufig wird die Frage nach einer Balance zwischen Verpflichtung und Sorglosigkeit aufgegriffen, verbunden mit einer klaren Absage an ein verantwortungsloses Erwachsenenleben und der Suche nach zivilgesellschaftlicher Partizipation.
Fast die Hälfte der Gruppen sind international besetzt, wobei sich Arbeitszusammenhänge oft über den Studienort ergeben. Die gewählten Ausdrucksformen umfassen Sprechtheater, Performance, Figurentheater, Tanz und Musiktheater.