Zum Stück:
Der todkranke Bernhard Keller ist fest entschlossen, sein Leben und Leiden zu beenden.
Er wünscht sich seinen Abschied im Kreise seiner Familie zu erleben, die sich am Vorabend des festgelegten Todes bei ihm versammelt. Nicht alle können den Wunsch Bernhards, in Würde zu sterben, respektieren. Auch der befreundete Arzt Robert ringt mit seinem Gewissen. Nach und nach versuchen die Anwesenden, die verbleibende Zeit so gut wie möglich zu nützen. Ein Fest für das Leben soll es sein, kein Fest für den bevorstehenden Tod.
Wannie de Wijn hat ein Stück voll melancholischer Schönheit und präzisem zwischenmenschlichen Witz geschaffen, das aber keine Sekunde sentimental wird oder in die Banalität abgleitet.
Der gute Tod überzeugt vor allem durch Musikalität, leise Töne, und der Tatsache, dass ein derart heikles Thema wie Euthanasie leicht und heiter auf die Bühne gebracht wird.
De Wijns Stück ist mehr als ein Plädoyer für das Recht auf Sterbehilfe. In erster Linie ist es ein Aufruf dazu, selbst in den schwierigsten Situationen nicht die Lebensfreude zu verlieren.
Wortwörtlich aus dem Griechischen übersetzt bedeutet Euthanasie „guter Tod“ (eu = gut, thanatos = Tod). In den Niederlanden existiert seit 2001 ein Euthanasiegesetz, das Patienten das Recht gibt, einen Arzt um Hilfe bei der Beendigung ihres eigenen Lebens zu bitten. Dem Arzt ist dies gestattet, solange es sich um einen unheilbaren und unerträglichen Krankheitsverlauf handelt.
Textauszug:
Es geht nicht darum, was ich will.
Ich habe schon oft genug beim Sterben geholfen.
Jedes Mal wird es schwieriger –
ob ich das Für und Wider – ob ich sorgfältig genug – dass alles reibungslos und so gut wie möglich abläuft. Muss er sich übergeben, kann ich eine gute Vene finden –
Es ist ein präzises Unterfangen.
Danach – wenn alles getan ist – die Formulare, die Inspektion durch einen Leichenbeschauer, und wenn man dann allein zuhause sitzt, dann fühlt man sich – leer. Und dann denkt man – nicht an den Tod – aber an den ganzen Weg, den man mit dem Patienten gegangen ist.
Habe ich – bin ich –
war es eigentlich wirklich notwendig... hätte ich nicht sagen sollen –
hätte ich nicht warten sollen, bis –
was genau habe ich getan –
habe ich richtig gehandelt auf dem Weg, den wir gemeinsam bis zum Tod gegangen sind – ob ich das gut gemacht habe –
Und dieser Zweifel danach – der macht es jedesmal schwieriger.
Deshalb habe ich beschlossen, damit aufzuhören. Und dann kommt Ben.
Ein guter Freund – seit Jahren – und – wir haben eine Vereinbarung getroffen.
Und dann muss ich mit dem besten Freund – diesen Scheißweg gehen.
Ich habe Angst – nicht vor morgen – aber vor dem, was danach ist, wenn ich – allein bin - ohne Ben.
Regie & Raum: Christine Wipplinger
Es spielen: Katrin Ackerl Konstantin, Fritz Egger, Sven Kaschte, Mario Linder, Kai Möller, Isabella Weitz