Das Projekt bringt die zerstörte "Kleynkunst" wieder auf die Bühne und füllt sie mit aktuellen Kulturproduktionen: Im KleynKunst Theater trifft Bühnenkunst der Zwanzigerjahre auf queere Performance und jiddische Schlager aus Moldawien auf Kabarett aus Berlin-Kreuzberg.
Bis 1938 war Wien Schauplatz einer vielfältigen Musik-, Kleinkunst- und Kabarettszene, die insbesondere von jiddischer und migrantischer Kultur geprägt war. In der Taborstraße gab es die Jüdische Bühne, in der Praterstraße die Jüdischen Künstlerspiele, am Franz-Josefs-Kai war das Jüdische Kulturtheater untergebracht. Viele migrantische Künstler_innen - wie etwa die berühmt gewordene Wilnaer Truppe - hatten hier ihren Auftritt: Zwischen der Emigration aus Osteuropa (oft ausgelöst durch antisemitische Pogrome) und dem fernen Ziel Amerika lag die Zwischenstation Wien.
Im Wien der Nachkriegszeit dagegen herrschte zwischen Burgtheater und Wiener Gemütlichkeit einsprachige Monotonie. Nur wenige Künstler_innen hatten den Nazi-Terror überlebt oder kehrten aus dem Exil nach Österreich zurück. Jene, die nach 1945 hierzulande wirkten - darunter Georg Kreisler, Gerhard Bronner und Stella Kadmon, Gründerin der Kleinkunstbühne "Der liebe Augustin" -, beeinflussten die heimische Kulturszene jedoch nachhaltig.
Seit einigen Jahren arbeiten mehrere Initiativen daran, die Spuren der Kleinkunst wieder freizulegen und künstlerisch an diese anzuknüpfen. Das KleynKunst Theater bringt nicht nur eine zerstörte Kunstform zurück auf die Bühne, sondern interessiert sich auch für deren Aktualisierung: Was passiert, wenn sich Bühnenkunst der Zwanzigerjahre mit queerer Performance der Gegenwart kreuzt? Wie hört es sich an, wenn jiddischer Schlager aus Moldawien auf Kabarett aus Berlin-Kreuzberg trifft? Künstler_innen aus Wien, Berlin, Traun, Eisenstadt und Chișinău beehren das Kabarett Vindobona und bringen eine Varieté-Show auf die Bühne, die quer zu dem steht, was uns der Postfaschismus an Kulturprogramm eingebrockt hat.
Guten Abend, meine Damen und Hering! Kommen Sie, staunen Sie!
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Mit Jilet Ayşe, Slava Farber, Michaela Frühstück, Tamás Kovács, Ethel Merhaut & Lech Napierała, Rdeča Raketa (Maja Osojnik & Matija Schellander) & Karl Wratschko, Tucké Royale, Jenny Simanowitz & Margaret Carter. Moderation: Didi Bruckmayr. Anschließend Konzert von Slava Farber und Party mit DJ Soulcat (Brunnhilde/HipHouserecords) und DJ Yasemin (Homoriental)
Begrenzte Sitzplatzanzahl. Reservierung bis Freitag, 2. 10. per Mail an office@wienwoche.org oder telefonisch unter 01/512 47 42.