Man findet sie überall auf den Bürofluren mittlerer und großer Unternehmen, eine Elite im Wartestand: jung, motiviert, gut ausgebildet, reichlich ausgestattet mit Praxiserfahrung, Stresstoleranz und Idealismus – ganz kurz vor dem Karrieresprung. Der Ingenieur Daniel Putkammer ist so einer. Wie so viele andere wartet auch er schon einige Zeit auf seine Beförderung, den Lohn für jahrelange Ausbildung und das Ende eines Lebens in prekären Verhältnissen. Nur wann ist es endlich soweit? Als der Chef ihn eines Morgens einbestellt, ist das Erwachen böse: Der von Pendelverkehr, Kantinenmuff und neurotischen Kollegen ohnehin längst abgestumpfte, zum Zyniker mutierte Putkammer wird nicht etwa befördert, sondern bloß in die Walachei versetzt. Was wie ein ganz normaler Tag voller Routinen und Rituale beginnt, endet in einer albtraumartigen Flucht vor der eigenen Niederlage.
In seinem 2010 mit dem Kleist-Förderpreis für neue Dramatik ausgezeichneten Stück „Warteraum Zukunft“ nutzt Oliver Kluck die Spanne eines einzigen Arbeitstages, um in seiner gewohnt ätzend-pointierten Manier ein bitterböses Panorama westeuropäischer Arbeits- und Lebensrealität zu entwerfen. Mit dem Stück gelingt Kluck eine schonungslose und grotesk-komische Bestandsaufnahme, ein greller, rauschhafter Tanz auf dem schmalen Grat zwischen sozialem Aufstieg und Fall. Im Kampf um die heutzutage überlebenswichtigen Alleinstellungsmerkmale und die Einhaltung von Karrierezielen wird im Einzelschicksal des Daniel P. die kollektive Erfahrung einer ganzen Generation erkennbar.
Die Inszenierung von Jan Stephan Schmieding entstand 2012 in einer Kooperation zwischen dem Theater der Brotfabrik in Bonn mit dem dortigen Stadttheater und wird für das Schauspielhaus Graz neu eingerichtet.