Einführung SA 2. APRIL 18.45 h in TQW / Studios - Eintritt frei
„DOG DAYS dismantles the mechanisms of theatre and the desire for entertainmemt, to re-claim the stage as a place of encounter between human and human.“(De Standaard)
HOUSE OF PAIN –– Beim Springen zeige sich das „wahre Gesicht“ behauptete der amerikanischer Fotograf Philippe Halsman. Jan Martens siebzigminütiger ästhetisierter Aerobic-Marathon ist aber weitaus mehr als simpler Seelenstriptease seiner Tänzer_innen. Stattdessen befragt der belgische Shootingstar das menschliche Gruppen-Verhalten auf dem Geschlechtermarkt, wo es nicht mehr um Erotik geht, sondern schlicht um Attraktivität gefeilscht wird.
Man trifft sich im Fitnesscenter, gestylt wie für ein Foto-Shooting, zwischen isotonischen Getränke-Oasen und Solarium, in denen jeder eigene Zentimeter veredelt werden soll. Im Gleichsprung vermessen die Performer_innen ihre Leiber, an ihrer körperlichen Arbeit materialisiert sich die Zeit. Bei der Pariser Aufführung schrie ein Gast auf: „Das ist Folter!“ Die vermeintlich simple repetitive Bewegung des Sprungs, so provokant sie auf den ersten Blick sein mag, fordert in der Rezeption auf, Haltung zu diesem modernen Gladiatorenentwurf des zeitgenössischen Tanzes zu beziehen und sich gleichzeitig vom geometrisch genauen Fitness-Ballett hypnotisieren zu lassen.
Die fleischgewordenen Metronome verfestigen sich gleichzeitig auch durch die Aneignung der Fitness-Oberflächen als politisches Kollektiv, welches versucht, als Gruppe durch den Akt der Wiederholung vorgetäuschte Zeitgeistigkeit und dem immanenten Wahn des Spektakels aktiv zu widerstehen. Hin und her gerissen von Moden, marktkonformen rebellischen Ausbrüchen auf der Suche nach Katharsis durch Erschöpfung in Sternstunden der Sinnlosigkeit.
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CHOREOGRAFIE: Jan Martens
TANZ: Piet Defrancq, Julien Josse, Steven Michel, Cherish Menzo, Laura Vanborm, Nelle Hens, Naomi Gibson und Ilse Ghekiere
LICHTDESIGN: Jan Fedinger
DRAMATURGIE: Renée Copraij
TECHNISCHE LEITUNG: Michael Spang
PRODUKTON: ICKamsterdam und JAN
KOPRODUKTION: Frascati Producties, SPRING performing arts festival, DansBrabant, La Briqueterie CDC du Val-de-Marne, tanzhaus nrw und TAKT Dommelhof
MIT UNTERSTÜTZUNG VON: workspacebrussels und wp zimmer
Jan Martens (geboren 1984 in Belgien) studierte an der Fontys Dance Academy in Tillburg und absolvierte 2006 sein Studium am Artesis Conservatory for Dance in Antwerpen. Er wirkte in den Arbeiten von u. a. Koen De Preter, United-C, Mor Shani und Ann Van den Broek mit. 2009 begann er mit seiner eigenen choreografischen Arbeit. Seit September 2014 ist er Artist-in-Residence am tanzhaus nrw Düsseldorf.
Alle Werke von Jan Martens erkunden die Möglichkeit einer perfekten Balance und Symbiose zwischen „Storytelling“ und Konzeptualismus. Martens versucht nicht, eine neue Bewegungssprache zu erfinden, sondern Formen und bereits vorhandene „recycelte“ Idiome und Orte in verschiedenen Settings zu setzen, um so neue Ideen zu erzeugen.
Die Schönheit des unvollkommenen Körpers steht dabei mehr im Zentrum seiner Arbeit als überproportionale choreografische Komplexität oder physische Virtuosität.
www.janmartens.com