„Dieses ist die Geschichte Viratas, den sein Volk rühmte mit den vier Namen der Tugend, von dem aber nicht geschrieben ist in den Chroniken der Herrscher noch in den Büchern der Weisen und dessen Andenken die Menschen vergaßen.“, so beginnt das Werk.
Die Legende vom frommen Sucher Virata, der unwissentlich in der Schlacht seinen Bruder tötet, erschien 1922, im selben Jahr wie Hermann Hesses Siddharta, und gehört zu den unbekannteren Werken Stefan Zweigs. Virata wird sein Leben lang vom Anblick der Augen des Getöteten verfolgt. Er glaubt zu erkennen, dass er nur in einem gottgefälligen Leben Erfüllung finden kann...
Diese Prosaerzählung ist ein Appell an Menschlichkeit und Verantwortung. Sie stellt die Frage nach Tun oder Unterlassen, nach der Schuld und ideellen Werten. Sie wendet sich an Menschen mit großer und kleiner Macht, ihre Anwendung zu hinterfragen, um sie nicht zu missbrauchen. Die Sprache und Erzählform Zweigs erreicht mit dieser selbst bei „Zweig-Kennern“ vielfach unbekannten Legende einen intimen Höhepunkt seines literarischen Schaffens.
Stefan Zweig hat sich selbst damit ein bis heute(!) unterschätztes „Denk-Mal“ gesetzt. Daher möchten wir im Rahmen des Ersten Wiener Lesetheaters zur Feier und Belebung Zweigs originärer Sprachkultur dieser geistreichen, meisterhaft verfassten Legende als Pfingstmarathon ein würdiges dramatisches Portal schenken. Die Aufführung wurde angeregt von Alexander Teissig und arrangiert von Erwin Leder.
„Der bloße Genießer muss fressen, um sich wohl zu fühlen; der Dichter, Phantasiemensch, erschafft das Bibelwort der sättigenden Brote täglich neu.“ (Stefan Zweig)
Erwin Leder
Der Eintritt ist frei.