Den Protest von AsylwerberInnen aus Traiskirchen im Jahr 2012 nimmt Elfriede Jelinek als Basis ihres Flüchtlingsdramas. Sie lässt einen Chor von Flüchtlingen auftreten, denen sie sprachgewaltig eine Stimme gibt, verschränkt mit Motiven aus Aischylos‘ Tragödie „Die Schutzflehenden“. Neben die Klage über die Not zur Flucht, wird aber auch die
schwankende Stimme der politisch Verantwortlichen gestellt, wie auch derjenigen, die von aggressiven Teilen der verunsicherten BürgerInnen abschätzig als „Gutmenschen“ bezeichnet werden. All diese Stimmen prallen an diesem Abend aufeinander und bleiben letztlich genau dadurch zumindest im Dialog.
Kriege & Krisen – Notverordnung & internationale Deals
Die „Flüchtlingskrise“ ist nicht zu leugnen, die Flüchtlinge sind da, sie sind real, mit ihren Schicksalen und Anliegen. Sie hoffen auf eine bessere Zukunft, bei uns oder für das Land, aus dem sie stammen. Sie gehen so schnell auch nicht mehr weg. Das stellt unsere Gesellschaft auf die Probe.
Müssen wir unsere humanistischen Werte, unsere Freiheiten opfern, nur um unseren Wohlstand zu erhalten?
Textauszug
Wir würden es erzählen, wir würden über unsere Flucht ohne Schuld, unsre schuldlose Flucht, die Sie ja immer als Flucht vor Schulden darstellen, die Flucht von Schuldlosen also erzählen, in unserer Stimme wird nichts Freches sein, nichts Falsches, wir werden ruhig und freundlich und gelassen und verständig sein, aber verstehen werden Sie uns nicht, wie auch, wenn Sie es gar nicht hören wollen? Verstehen werden Sie nicht, und unser Reden wird ins Leere fallen, in Schwerelosigkeit, unser schweres Schicksal wird plötzlich schwerelos sein, weil es ins Nichts fallen wird, in den luftleeren Raum, ins Garnichts, wo es dann schweben wird, in Schwebe bleiben wird.