Morton Feldman war ein „großer, schroffer jüdischer Junge aus Queens“, Sohn eines Herstellers von Kindermänteln, in dessen Geschäft er bis zum Alter von 44 Jahren arbeitete. Später wurde er Professor für Musik an der State University of New York und einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Ein eigenwilliger Künstler, der weite, stille, schmerzhaft schöne Klangwelten eröffnete. Darüber hinaus war er einer der brillantesten Redner in der jüngeren Geschichte der Stadt New York, ein pointierter Theoretiker und überaus diskursfreudiger Rhetoriker, der in enger Verbindung mit den abstrakten Expressionist_innen stand.
In Morton Feldman Says lassen toxic dreams den Denker Feldman sprechen. In der von der Rothko Chapel in Houston, Texas inspirierten Raumanordnung sekulärer Spiritualität teilt der Meister seine Ansichten über Musik, Kunst, Arbeit, die Geschichte und das Leben mit einem fragenden Chor und dem Publikum.
Martin Siewerts Musik bezieht sich in paraphrasierter Form auf strukturelle und technische Charakteristika von Feldmans Musik, berücksichtigt Parameter wie Reduktion, Repetition, verlangsamte Entwicklungsszenarien und analytische 'Kühlheit'. Sie setzt dem aber auch verstärkt rhythmisch-eruptives Material entgegen, dessen Bezugspunkte und sehr direkte, intensive, manchmal geradezu kontroversielle Natur sich eher in Feldmans Texten und rhetorischen Exkursen wiederfinden, die gekennzeichnet sind von großer Spontaneität, einer Liebe zu überraschenden und oftmals auch kontroversiellen Repliken und Wendungen, einer großen Freude an unmittelbar dialogisch-dialektischem 'Schlagabtausch' mit seinem diskursiven Gegenüber, und nicht zuletzt von großem Witz und Humor.