INHALT
Ein Prozeß findet statt. Um einen Krug geht es, der zerbrochen wurde. Aber nicht auf gewöhnliche Art. Eine gewaltsame Annäherung an ein Mädchen war dem „zerscherbten Faktum“ vorangegangen. Ein junger Mann ist angeklagt, das Verbrechen begangen zu haben.
Die Gerichtsverhandlung wird von einem Richter geführt, der einen Klumpfuss hat, und auch sonst ramponiert und verwundet erscheint. Der komische Kerl agiert so unkorrekt und zweideutig, dass man meinem mag, er sei selbst der teuflische Täter. Darüber hinaus erscheint auch ein Gerichtsrat aus der Hauptstadt, um die Gerichte in der Provinz streng auf ihre Korrektheit zu überprüfen….
So beginnt das berühmteste Lustpiel deutscher Sprache. Und zeigt auf komisch-tragischeWeise eine Gesellschaft, in der alle aus verschiedenen Motiven und existentiellen Gründen vor allem auf den eigenen Vorteil bedacht sind. Zuletzt gibt es einen Täter, dem nichts anderes übrig bleibt als die Flucht zu ergreifen – gefangen im Zwiespalt seines eigenen unerlösten Triebs und der institutionellen Gerechtigkeit (Justiz).
ÜBER DIE INSZENIERUNG
Die Komik, der Zerr-spiegel, der die menschlichen Intentionen/ Schwächen karikierend offenlegt, ist ein wesentlicher Bestandteil der RE-ACTORS Inszenierung.
Es gibt in unserer Inszenierung keine direkte Übertragung in die „Moderne“. Der Originaltext wurde in gemeinsamer Arbeit leicht verändert, um die Verständlichkeit zu verbessern, ohne aber ganz auf die Metrik der Kleistschen Vorlage zu verzichten.
Die Themen als „zeitlose Phänomene“ dazustellen ist eine wichtige Intention, was sich ebenfalls in den Kostümen und dem Bühnenbild ausdrückt.
WARUM SPIELEN DIE RE-ACTORS DIESES STÜCK
Kleist stellt in dem Drama – auch aufgrund mancher Namensgebung der Rollen (Adam und Eva) – einen Bezugsrahmen her, der die Frage aufwirft, ob es überhaupt möglich ist aus der politisch und religiös motivierten existentiellen Enge menschlichen Daseins einen Ausweg zu finden. In dieser Weise ist der „Zerbrochene Krug“ auch als Wegbereiter für das moderne Drama zu sehen.
Das Stück zeigt auch, wie sich im Mikrokosmos der Dorfgeschichte das Weltgeschehen widerspiegelt – und lässt sich derart auch auf unsere Gegenwart übertragen. Ein Beispiel dazu: Nicht allein durch „Fremdeinwirkung“ , sondern durch den eigenen Staat und die inhärente Korruption werden die Bürger zum „gesellschaftlichen Objekt“.