Die Erzählung vom Metzger Hundsmaulsepp ist das hässliche Portrait der hässlichen Verhältnisse, das als eines der Fäkaliendramen des Grazer Schriftstellers Werner Schwab Theatergeschichte schrieb und ihn in den 1990er Jahren zum meistgespielten Dramatiker im deutschsprachigen Raum machte. Schwab hat auch 25 Jahre nach seinem Tod nichts von seiner Brisanz und Brillanz verloren; niemand beherrscht die Kunst des Draufschauens so wie er, auf das eigentlich Ersichtliche, das die meisten lieber nicht oder übersehen möchten, aber durch das Schwabische plötzlich nur mehr drauf starren können, fasziniert bis angeekelt, den Kopf nicht mehr abwenden können.
Wie sein Autor hat sich der „Drecksepp“, wie er sich selbst nennt, das Leben zum Feind erwählt. Alles ekelt ihn an – die Welt, seine Berufung, seine Frau, sein Sohn, er selbst. Jede unerträgliche Minute, die weitergeht, ist noch ein Beweis dafür, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Stück für Stück dekonstruiert er in einer gewaltigen Sprachtirade alle Aspekte, die das Individuum in Beziehung zu seiner Außenwelt definieren: Wirtschaft, Politik, soziale Normen, Familienverhältnisse, ausbeutende Arbeit. Und nicht zuletzt die Sprache selbst. Und dann? Geht man sprichwörtlich vor die Hunde.
Weinberger-Bara inszeniert Schwab als zeitlos aktuelle Parabel über die Unfähigkeit des Menschen, sich von seinen innersten Zwängen befreien zu können: „Wir sind in die Welt gevögelt und können nicht fliegen.“ (Werner Schwab)
Aufführungsrechte: S. FISCHER Verlag Frankfurt am Main
Dauer: ca. 90 Minuten