Rosenkranz und Güldenstern, Hamlets Freunde aus Kindertagen, in Shakespeares Drama
nur Randfiguren, vom König instrumentalisiert, treten aus Hamlets Schatten ins Rampenlicht.
Aber wozu sind sie dort? Was sollen sie tun?
Vor lauter Angst, zu spät zu kommen, vergessen sie den Auftrag des Boten, sie verwechseln
sich gegenseitig, philosophieren über das Leben und den Tod und die Gesetze der Wahrscheinlichkeit, erfinden Spiele, um das Warten zu verkürzen, entdecken nebenbei physikalische Meilensteine der Menschheitsgeschichte, finden sich, ohne es sich erklären zu können, unversehens auf einem Schiff wieder, transportieren erst Hamlets, dann ihr eigenes Todesurteil und werden schließlich unauffällig wieder beseitigt.
"Wer hätte gedacht, dass wir so wichtig sind?" sagen sie sich am Ende.
Die beiden unfreiwilligen Hauptdarsteller wurden wegen der Absurdität ihres Tuns und ihrer im Vergessen zutage tretenden Desorientierung mehrfach mit den Gestalten in Becketts Warten auf Godot verglichen.
In jedem Fall entwickeln die wortfreudigen und philosophisch argumentativen Dialoge eine bis ins Possenhafte gesteigerte Komik, die immer wieder die Sinnhaftigkeit menschlichen Strebens hinterfragt.
Geistreich und stilsicher, ironisch distanziert und schwarzhumorig, ein wahrer Leckerbissen!
Text & Regie
Ninja Reichert