Costas Kekis’ L04D ist eine generationenübergreifende Reise durch die emotionalen und sozialpolitischen Auswirkungen der jüngsten Epidemien. Drei Performer bewegen sich durch Gefühle, Gedanken und Geschichten, ausgehend von der AIDS-Krise im europäisch-amerikanischen Kontext sowie von der neueren, kontrollierbaren Phase von HIV. Die AIDS-Krise der 1980er- und 1990er-Jahre erschütterte queere Identitäten und begründete gleichzeitig ein radikal politisches Denken in der Community. L04D wirft einen behutsamen Blick auf diese turbulente Zeit, der auch heutige Probleme in neuem Licht erscheinen lässt.
Für queere Communitys auf der ganzen Welt ließ die COVID-19-Pandemie die Schrecken der AIDS-Krise neu erwachen. Wieder bot eine weltweite medizinische Notlage neue Projektionsflächen, um Stigmata zu erzeugen, Othering zu betreiben und Leben und Sterben der Menschen bis ins Detail zu kontrollieren. Eine neue Art der Nekro- und Biopolitik war geboren.
Die Performance L04D versucht sich an einer generationenübergreifenden, queeren und gemeinsamen Geschichtsschreibung zu HIV und AIDS. Kevin Clash hat die ersten harten Jahre der AIDS-Krise in London ebenso miterlebt wie die Zeit, als Rave und Dancefloor zum Raum der emotionalen Rettung für HIV-positive queere Menschen wurden. Die beiden Tänzer Costas Kekis und Evandro Pedroni haben aufgrund ihrer eigenen gelebten Intimitäten unterschiedliche Erfahrungen aus der Gegenwart von HIV als kontrollierbarer Krankheit, die aber ihre eigenen erneuerten Stigmata, Scham und Diskurse über Sexualität und soziale Ausgrenzung mit sich bringt.
Auf der Bühne finden die drei zu einem körperlichen und musikalischen Diskurs der Gefühle und der sozialen Themen zusammen. Sie teilen ihre Stimmen und Klänge, ihre enttabuisierten Körper und Intimitätserfahrungen auf der Suche nach einer radikalen Ethik der Fürsorge, die nur ermächtigte Körper und Gemeinschaften hervorbringen kann. Unterstützt werden sie bei dieser Mission vom Lichtdesign und von den eindringlichen Projektionen der Lichtkünstlerin Resa Lut.