Nach ihrem mehrfach ausgezeichneten Programm „Links Rechts Menschenrecht“ (Reinheimer Satirelöwin, Dresdner Satirepreis) wendet sich Christine Teichmann in ihrem neuen Kabarett Theaterabend „Unterhaltung – ein Sozialdebattl“ der Ausbeutung von Frauen und der österreichischen Sozialgeschichte zu.
Auf der Suche nach einer Pflegekraft für ihre steinalte Großmutter, deren Leben als Magd immer nur arbeiten, beten und Gosch‘n halten bedeutet hat, stolpert Teichmann unfreiwillig komisch über die Fallstricke ihrer eigenen Überzeugungen und Notwendigkeiten und entlarvt sich und das Publikum als Mittäter*innen in ausbeuterischen Systemen einst und jetzt. Das ist durchaus zum Lachen - und dazwischen auch tragisch und berührend.
„Unterhaltung – ein Sozialdebattl“ beruht auf ausführlichen Recherchen und Interviews zum Leben als Magd früher und Arbeitsbedingungen von 24h Stunden Pflegerinnen, Scheinselbständigen und Saisonkräften heute. Das Einstellungsgespräch der fiktiven osteuropäischen Arbeitskraft wird zu einem langen Monolog der Frau, die ihr Gegenüber nie zu Wort kommen lässt, und streift weitere Themenfelder, die gesamtgesellschaftlich bewegen und bewegt haben. Von der Ostöffnung und Turbokapitalismus über Ausländerhass und Lichtermeer zu Kriegs- und Klimaangst, sowie die Folgen von Inflation und Furcht vor sozialem Abstieg bleibt kaum ein Aufreger unbeachtet. Dabei verstrickt Teichmann sich ständig in ihren eigenen moralischen Zwiespältigkeiten und scheitert an der Kluft zwischen intellektuellem Anspruch und scheinbar gesundem Egoismus. Das Publikum wird auf einen Streifzug durch die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Entwicklungen in Österreich seit der Zwischenkriegszeit genommen, darf eigene Erinnerungen abgleichen und sich Gedanken über den Preis unseres Wohlstandes machen - und dabei immer wieder herzlich lachen.
„Unterhaltung – ein Sozialdebattl“ wurde vom Ministerium für Kunst und Kultur mit dem Kabarett Stipendium gefördert und war in einer eigenen Kurzfassung als „Schweiß und Tränen sind auch nur Salz und Wasser“ bei Salzkammergut 2024 zu sehen. 2023 kam „Salzzuckerl“ als 2-Personen-Stück in Graz als Vorarbeit auf die Bühne.
Regie: Robert BLÖCHL
Pressestimmen
Ein lehr- und abgrundreicher Bühnenmonolog. Eine Empfehlung für all jene, die Kabarett mit Tiefgang schätzen.
Ö1 Sendung „Contra – Kabarett und Comedy“ 11.01.25
Der grandiose Text, der von Christine Teichmann auch zutiefst nachvollziehbar auf der Bühne umgesetzt wird, zeigt einen Zustand, der nüchtern betrachtet unhaltbar ist, aber jeden von uns betreffen könnte. Das Programm offenbart eine menschenverachtende Wahrheit, über die man erst nachdenkt, wenn man mit ihr konfrontiert wird. So sehr man auch über die bissig vorgebrachten Schwächen eines Systems der Entsolidarisierung lacht, so sehr sollte man auch verstehen, dass man selbst ein Teil davon ist, wenn man dagegen nicht aufsteht. Absolut sehenswert!
Robert Goessl (KUMA 2.12.24)