Nachwuchswettbewerb 2026 - Das Finale
Einreichfrist: 4. November 2025
Spielserie: Bar&Co, 18. Mai – 2. Juni 2026
10 Spieltermine um 20 Uhr
Unser Leben ist der Mord durch Arbeit,
wir hängen 60 Jahre lang am Strick und zappeln,
aber wir werden uns losschneiden. (Büchner, Dantons Tod)
Galt Arbeit die längste Zeit als die zur Sicherung der bloßen Existenz zu bewältigende Mühsal, bezeichnet sie seit der Etablierung des Kapitalismus den zur alternativlosen Naturgesetzmäßigkeit erhobenen Zeitverkauf zu fremden Selbstzwecken – sei es in fordistischer Fließbandarbeit, illegalen Goldminen, „kreativen“ Bullshitjobs oder einsturzgefährdeten Sweatshops. Arbeit hat sich als identitätsstiftendes Bewährungsfeld des kapitalistischen Subjekts in Bewusstsein und Körper eingeschrieben. Dem stellt der Sozialist Paul Lafargue schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine Forderung nach dem Recht auf Faulheit entgegen, das es dem Proletariat ermögliche, „zu seinen natürlichen Instinkten zurück[zu]kehren“.
Mit der dritten industriellen Revolution, Digitalisierung und KI hat sich der Arbeitsbegriff gewandelt. Anstelle des Versprechens von Wohlstand und Aufstieg als Belohnung fleißiger und geduldiger Arbeit treten die Angst vor Wegrationalisierung, Arbeitsplatz- und Identitätsverlust. Neoliberale Mantren von Eigenverantwortung outsourcen das Marktversagen mit perfider Effizienz an den:die einzelne:n, zur Selbstoptimierung aufgeforderten „Arbeitnehmer:in“.
Die Instrumentalisierung dieser existenziellen Angst zählt zum populistischen Standardrepertoire. Indem Populist:innen vorgeblich auf die Wiederherstellung einer überwiegend männlichen Arbeitsidentität – überwiegend weibliche Carearbeit wird geflissentlich übersehen – innerhalb eines angeblich von innen wie außen bedrohten Nationalstaats abstellen, werden Hassobjekte, an denen sich die noch Funktionierenden projektiv abarbeiten können, produziert: Vom rassistischen Feindbild einer „Wellfare queen“ über draußen zu haltende oder nach draußen zu deportierende „Fremde“ hin zu eben „Deutschlands frechstem Arbeitslosen“.
Liegt im Wandel des Arbeitsbegriffs eine Chance, sich von der Überidentifikation mit dem Unausweichlichen, der Arbeit, zu befreien und aus dem Kreislauf von (vermeintlicher) Existenzbedrohung und davon zehrenden nostalgisch-regressiven Faschismen auszubrechen? Lässt sich Freizeit in befreite Zeit zu verwandeln? Lässt sich Paul Lafargues „Recht auf Faulheit“ verwirklichen? Wie könnte ein Leben jenseits von Work-Life-Balance und Burnout, dem Stolpern in Vollzeit- und in Teilzeitfallen, von EPU und ICH-AGs, von Prekarisierung und „Jobfit“-Programmen aussehen?
Wir laden junge Theatermacher:innen ein, Konzepte für Kurzprojekte zum Thema einzureichen. Die vier spannendsten Projekte/Gruppen erhalten 6.000 €, die Gelegenheit, drei Wochen im Theater Drachengasse zu proben und anschließend ihre Arbeiten an zehn Tagen zu präsentieren.
Die Gewinner:innen des Wettbewerbs werden über Juryentscheid bzw. Publikumsabstimmung ermittelt. Der Jurypreis beträgt 10.000 €, zur Verfügung gestellt vom Theater Drachengasse für die weitere Ausarbeitung des Projektes. Der Publikumspreis beträgt 1.000 €.
Teilnehmer:innen: Theaterkünstler:innen in Ausbildung oder am Beginn ihrer Berufslaufbahn. Fokus auf Text, Schauspiel und Regie (minimale bühnentechnische Anforderungen). Wir ersuchen um eine dem zur Verfügung gestellten Budget angemessene Teamgröße.
Projektvorschläge sind bis 4. November 2025 (24 Uhr) zu richten an: newcomer@drachengasse.at oder per Post an Theater Drachengasse, Fleischmarkt 22, 1010 Wien, Kennwort: Newcomer