Das Schubert Theater eröffnet die Saison 2025-26 mit einer besonderen Hommage an seinen Namensgeber, Franz Schubert. In Kooperation mit dem renommierten Epos:Quartett und der virtuosen Geigerin Berit Cardas werden Kammermusik und Figurentheater verbunden und die künstlerischen Schaffensphasen Schuberts auf einzigartige Weise erforscht.
21. März 1826: Dass sich Franz Schuberts Leben an diesem Tag für immer veränderte, wissen wir deswegen so genau, weil er, der seit seinem 13. Lebensjahr ununterbrochen komponierte und so bereits ein sehr umfangreiches Werk geschaffen hatte, an diesem 21. März für über drei Monate verstummte. Ein langes Schweigen war Schuberts Antwort auf ein denkwürdiges Konzert des Wiener Musikvereins, der Uraufführung von Ludwig van Beethovens Streichquartett in B-Dur op. 130 mit dem ursprünglichen Schlusssatz, der “Großen Fuge” op. 133. Beethovens Quartett hatte Schubert die Feder aus der Hand geschlagen. Nach diesen Monaten der Stille komponierte er in einer völlig unrealistischen Zeit von zehn Tagen das Streichquartett in G-Dur. Welcher Satz von Beethovens Streichquartett Schubert damals am tiefsten getroffen hat, lässt sich erahnen: Es war der peitschende Rhythmus der Großen Fuge, jenes 18 Minuten lange verrückte Musikstück, das auch heute noch Konzertbesucher*innen zu verstören vermag. Dieser Rhythmus zieht sich wie ein dramatischer Nachklang durch den gesamten ersten Satz von Schuberts G-Dur Quartett.
Schuberts Leben hat sich an diesem Märztag des Jahres 1826 radikal verändert. Von dem Moment an, an dem er wieder komponieren konnte – es war der 24. Juni 1826 – war er nicht mehr der, der er vorher war. Diese Wochen der Stille waren ein Sammeln von Kräften, das in einem fast übermenschlichen Kreativitätsausbruch gipfelte, nämlich der Niederschrift des Werkes in einer Zeit, die einem Kopisten nicht reichen würde, die Noten abzuschreiben, selbst wenn er Tag und Nacht arbeiten würde. Und Schubert hatte ja nicht nur kopiert, sondern komponiert. Er hat dabei zu einer Kühnheit gefunden, die in ihrer kompromisslosen Wahrhaftigkeit die Nähe zu Beethovens Großer Fuge verrät. Das nahezu unversöhnliche Nebeneinander von Moll und Dur in diesem Werk erinnert uns an eine Zeile in Schuberts “Der Traum” aus dem Jahr 1822: “Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zur Liebe. So zerteilte mich die Liebe und der Schmerz.”
In der dritten Zusammenarbeit des Epos:Quartetts mit dem Wiener Schubert Theater, einer Verschmelzung von Puppentheater für Erwachsene und Kammerkonzert, folgen wir den Spuren Schuberts und gehen dem Geheimnis seines Spätwerkes auf den Grund. Im Anschluss an die Uraufführung am 12. September spricht die norwegische Geigerin und Dirigentin Berit Cardas mit Klaus Christa und Simon Meusburger über die Beziehung zwischen Kammermusik und Theater und den Zauber dieser Liaison.
Team:
Epos Quartett: Berit Cardas (Violine), Verena Sommer (Violine), Klaus Christa (Viola), François Poly (Violoncello) (zur Premieren-Reihe)
Puppen- und Schauspiel: Angelo Konzett
Buch & Regie: Simon Meusburger
Musikalische Leitung & Idee: Klaus Christa
Puppenbau: Claudia Six
Produktionsleitung & Kostüm: Lisa Zingerle