Anne Habermehl, Hausautorin dieser Spielzeit, spannt in ihrem Triptychon einen Bogen vom Jahr 1918
bis in unsere unmittelbare Gegenwart: Wien, kurz nach der Oktoberrevolution – ein junger Kommunist
beschreibt mit einem Stück Kohle die Wände seiner Zelle. Bratislava, kurz vor der Samtenen Revolution
– ein Mann beschreibt seiner nach Westeuropa geflohenen Frau in Form von Wetterberichten sein
untergehendes kommunistisches Land. Wien heute, keine Revolution – ein überforderter Sozialarbeiter
versucht einen jungen Gewalttäter zu einer Aussage zu bewegen.
Was bringt Menschen dazu sich zur Wehr zu setzen? Wann bringt ein repressiver Staat Widerstand
hervor und gibt es einen solchen überhaupt, wenn keine Feindbilder existieren? Wie viel wiegt ein
Wort, wenn nicht alles gesagt werden darf, und wie viel, wenn alles gesagt werden kann? Eben sprach
ich mit einer Freundin über die aktuelle Situation in Ungarn, und dass Europa nur im Sprechen über den
Euro vorkommt, aber eine Diktatur duldet. Mich mit Geschichte zu befassen hat nichts mit Vergangenheit
zu tun, sondern mit einer Auflösung und Wiederholbarkeit von Zeit. Ich kann Dinge zu Hilfe nehmen,
die bereits besser analysiert sind. Seltsamerweise fällt das Heute immer am ratlosesten aus. Diese Frage
würde ich gern in den Raum stellen. Ich möchte wissen, woher meine Angst kommt. Eine Form von
Widerstand ist vielleicht, Figuren im Widerstand zu erfinden. (Anne Habermehl)
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