In "Es wird Blut fließen" vergleichen wir die Wirklichkeit eines Theaterabends mit der Wirklichkeit einer kleinen Investition am Finanzmarkt.
Die Bankberaterin ruft an, bittet zum persönlichen Gespräch, schlägt einen FONDS zur Absicherung und moderaten Vergrößerung unseres Barvermögens vor. Sie entwirft auf der Basis von Berechnungen und Beobachtungen (sie weiß aufgrund unserer Kontodaten viel über unser Leben) Zukunftsszenarien.
Wir wissen, dass diese Bank nicht die Wirklichkeit widerspiegelt, sondern ein geschlossenes System ist, das auf uns und unser Vertrauen angewiesen ist. Wie die ZuschauerInnen eines Theaterstücks wissen wir, dass alles sofort zusammenbrechen wird, wenn wir ihm unser Vertrauen entziehen und nicht mehr mitspielen wollen.
Wir sehen, dass die Bankberaterin, die eine Schauspielerin ist, einem vorgegebenen Skript folgt, auch wenn es so aussieht, als würde sie alles ganz authentisch persönlich ernst meinen, was sie sagt. Hin und wieder entstehen Lücken, und wir stellen uns vor, sie wird von ihrer Bank dazu gezwungen, uns eine Geschichte zu erzählen, die sie selber nicht glaubt, und zwischen den Zeilen will sie uns die ganze Zeit warnen.
Oder ist sie einfach nur eine schlechte Schauspielerin?
Oder sind die Lücken in der Erzählung nur ein besonders raffinierter Trick, um besonders ehrlich zu wirken?
Wer garantiert uns, dass es am Ende zu einem Höhepunkt kommt, und dass wir im richtigen Moment wieder aus der Investition aussteigen können, damit nicht alles umsonst war?
mit Eva Hofer, Elisabeth Holzmeister, Monika Klengel
Regie: Johannes Schrettle
Mit finanziellen Unsicherheiten und damit verbundenen Befindlichkeiten spielt Johannes Schrettle in seinem Stück "Es wird Blut fließen", das von Schrettle, Klengel, Elisabeth Holzmeister und Eva Hofer sehr vielschichtig und reich an Brüchen in Szene gesetzt wurde.(Michaela Reichart/Kronen Zeitung)