HIOB
nach dem Roman von Joseph Roth
Bühnenfassung Jürgen Heib
Eine kuk – theater Produktion
Joseph Roth, einer der großen deutschsprachigen Erzähler des 20. Jahrhunderts, schuf mit seinem 1930 erschienenen Roman eine berührende Chronik einer ostjüdischen Familie. Die fiktive Familie Singer steht exemplarisch für die brüchige Existenz des ostjüdischen Volkes um die Jahrhundertwende bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts.
Die Bühnenfassung nimmt die Handlung und Sprache des Romanes auf und zeichnet so die Schicksalslinien des einfachen Lehrers Mendel Singer und seiner Familie nach.
Mendel lebt gottesfürchtig und fromm mit Frau und vier Kindern im jüdischen Ghetto einer galizischen Kleinstadt, ohne Entwicklungschancen für sich und seine Kinder, umgeben von feindseliger russischer Bevölkerung und Militärs.
Mendel Singer wird zu Hiob, durch die Schicksalsschläge, die ihm widerfahren. Ein behinderter Sohn wird ihm und seiner Frau Deborah geboren, die älteren Söhne sollen zum zaristischen Militär, dem Feindbild des Ostjuden schlechthin. Einem gelingt die Flucht nach Amerika, während der andere ein russischer Soldat wird.
Als die einzige Tochter sich mit den verhassten Kosaken einlässt, entschließen sich die Singers, ihrem ausgewanderten Sohn nach Amerika nachzufolgen. Den behinderten Menuchim jedoch lassen sie bei einer befreundeten Familie zurück, mit der Absicht ihn später nachkommen zu lassen.
In New York angekommen zeigt sich rasch, dass sich der Sohn Schemarjah, der sich jetzt Sam nennt, weit von der Tradition des Vaters entfernt hat. Mendel Singer erlebt sich in Amerika entwurzelt, er bleibt ein Fremder und sehnt sich nach der Heimat, vor allem nach seinem zurückgelassenen Sohn Menuchim. Den Kindern Sam und Mirjam gelingt eine oberflächliche Integration in die neue Gesellschaft. Der Sohn Sam, zum überzeugten Amerikaner mutiert, tritt in die amerikanische Armee ein als diese am 1. Weltkrieg teilnimmt und fällt in Frankreich. Die Mutter Deborah stirbt vor Kummer und Gram. Die Tochter wird irrsinnig, die beiden in Galizien zurückgelassenen Söhne gelten als verschollen oder in den Wirren von Krieg und Revolution in Russland umgekommen.
Mendel Singer, dem das auferlegte Schicksal ebenso unerträglich wie unverständlich vorkommt, sagt sich von Gott los. Inmitten der kleinen Anarchie dieses einfachen Mannes geschieht ein Wunder. Der verloren geglaubte, einst behinderte Sohn Menuchim sucht den Vater auf und erlöst ihn von der Last des Schicksals. Der einstige Kranke wurde durch medizinische und väterliche Fürsorge eines russischen Arztes geheilt, sein musikalisches Genie entdeckt und gefördert. Als gefeierter Komponist und Dirigent ist er auf Welttournee und gewährt dem Vater Aussicht auf baldige Rückkehr in die Heimat.
Der neue HIOB erzählt das Lebensschicksal einer Familie im Kontext der Migrationen des letzten Jahrhunderts. Er thematisiert die sinnstiftende Funktion von Tradition und Religion, den Wandel von Werten im Wechsel der Generationen und Epochen und die Spannung zwischen Individuum und Gesellschaft im Prozess der Integration. Und schließlich wirft er theologische Fragen nach der Existenz Gottes auf.
Inszenierung: Jürgen Heib_Bühne: Georg Lindorfer_Kostüme: Elfriede Wimmer_Musik: Otto Pölzl_Licht: Alexander Böhmler_Regieassistenz: Veronika Leopold_Vorstellungstechnik: Charly Langzauner
Darsteller: Katharina Bigus, Monika Pesendorfer, Helene Schober, Brigitte Spanring, Belinda Wallner, Wolfgang Peschta, Moritz Podroschko, Johannes Renoldner, Daniel Ruben Rüb, Siegfried Sarközi, Christian Scharrer, Ulrich Scherzer, David Chuntschukaschwili,Sami Stoyanov, Herbert Wagner, Alois Zinnöcker