Idomeneus, König der Kreter, gerät auf der Rückreise von Troja in einen fürchterlichen Sturm, bei dem sämtliche Schiffe seiner Flotte zerstört werden. In höchster Not glaubt er eine Stimme zu hören, die ihm folgenden Handel anbietet: Will er das Ufer lebend erreichen, so muss er das erste Lebewesen opfern, das ihm dort begegnet. Idomeneus überlebt und der erste, den er am heimatlichen Strand trifft, ist – sein Sohn.
Zwei Menschenopfer stehen am Anfang und am Ende des Trojanischen Krieges. Zwei Väter versprechen etwas, dessen Folgen sie nicht absehen können; blind ist der antike Mensch, sei er Täter, sei er Opfer, dem ihm von den Göttern auferlegten Schicksal ausgeliefert, welches er ertragen, in dem er leiden, agieren und scheitern muss.
2500 Jahre nach dem Trojanischen Krieg wirft Roland Schimmelpfennig einen neuen Blick auf den alten Mythos und fragt nach den Möglichkeiten, die der Mensch hat, seinem Schicksal zu entgehen. Und diese Frage bewegt – damals wie heute, wo das Mittelmeer wieder zum Massengrab geworden ist und Menschen an vermeintlich rettenden Ufern stranden. Mit seiner minimalistischen Sprache schafft Schimmelpfennig es, eine Welt entstehen zu lassen, die historisch und geografisch fern und nah zugleich ist. In großer poetischer Verdichtung evoziert er den tödlichen Sturm auf dem Meer, die karge Landschaft der Insel, die bekannten mythologischen Figuren und deren komplexe psychologische Dispositionen.
Der österreichisch-Schweizer Regisseur Jérôme Junod, geboren 1979 in Lausanne, studierte Philosophie, Geschichte und Indologie und absolvierte ein Regiestudium am Max Reinhardt Seminar in Wien. Als Regisseur arbeitet er sowohl im französischen als auch im deutschen Sprachraum und ist auch als Autor und Übersetzer aktiv.