Ein vom rumänischen Ceauşescu-Regime verbotenes Stück gelangt nun endlich zu seiner Uraufführung. Bereits 1977 verfasste Frieder Schuller „Viele Grüße, Michael Kohlhaas!“, eine Dramatisierung von Heinrich von Kleists Erzählung „Michael Kohlhaas“. Die darin verhandelte Frage nach Recht und Gerechtigkeit ist weiterhin aktuell.
Unter der Regie von Emel Heinreich wird die gesellschaftspolitische Dimension des Stücks sichtbar. Kann eine Einzelperson – exemplarisch in Form von Michael Kohlhaas – sich einem korrupten Rechtssystem mittels Selbstjustiz entgegen stellen? Kohlhaas versucht es zunächst auf bürokratischen Weg, scheitert jedoch nach einem jahrelangen Kampf um Gerechtigkeit. Seine Bemühungen, sein Idealismus und sein Glaube an eine Rechtsstaatlichkeit werden von den Institutionen zurückgeschmettert. Kohlhaas hat schließlich nichts mehr zu verlieren und greift zu radikalen Mitteln. Er wird zum Räuber und Mörder. Doch darf er als Einzelperson für sich selbst definieren, was Recht und richtig ist? Verloren geht dabei die gesellschaftliche Verantwortung, die er hat. Zunehmend gleitet er in einen Strudel, in dem nur mehr seine Werte und seine Vorstellung von Gerechtigkeit zählen können. Doch dürfen staatliche Institutionen über Leben und Tod entscheiden und damit ihre Wertvorstellungen an Einzelpersonen exerzieren?
Von einem jungen Schauspiel- und Projekt-Team realisiert, verwandelt sich in der modernen Inszenierung von Emel Heinreich der Kirchenraum zu St. Gertrud zu einem Ort der Verhandlung von Recht und Gerechtigkeit.