Verrat und Gewissen - Judas im Spiegel des modernen Menschen
Künstlerische Leitung: Benedikt Zweifel Eurythmie: Else-Klink-Ensemble Rezitation: Rüdiger Fischer-Dorp, Ursula Ostermai Klavier: Nune Arakelian
Seit einigen Jahren beschäftigt sich das Else-Klink-Ensemble mit der Frage, wie die Eurythmie im aktuellen Zeitgeschehen steht und vertreten werden möchte, sodass diese Kunst die Menschen gleicherweise erreichen und im Innersten berühren kann. Diese Gedanken sind in die Gestaltung der letzen Programme eingeflossen und haben die Arbeit des Else-Klink-Ensembles geprägt. Gerade das Thema unseres aktuellen Programms kann besonders in der gegenwärtigen Weltlage als eine existentielle Frage erlebt werden, als eine, die uns alle betrifft: Judas der Verräter. Im Grunde genommen lebt heute Judas in uns allen. Judas ist der heutige Mensch - wir werden täglich zum Verräter an unserer Umwelt, an unseren Mitmenschen, an uns selbst.
Doch welche Rolle spielt das Gewissen? Die Erweckung des Gewissens in uns ist die Heilung des Judas! Novalis bezeichnet das Gewissen direkt als den „himmlischen Urmenschen“. Wir haben versucht diese Thematik in unserem Programm durch eine Textcollage bis ins dramatische zu gestalten. (Texte von: Thornton Wilder, Christian Morgenstern, aus dem Johannesevangelium und Albert Steffen) Den Abschluss des Programms bildet die letzte Klaviersonate von Alexander Skrjabin Op. 70, dessen 100. Todestages in diesem Jahr gedacht wird. Skrjabin kann als der Vater der modernen russischen Musik bezeichnet werden.
"Ich habe meinen Feind überschätzt. Lerne denn abermals, Himmelsfürst: Wäre mir verstattet, in eigener Person zur Erde zurückzukehren, nicht auf dreißig Jahre, sondern auf dreißig Stunden - ich machte alle Menschen mir anhangen, und alle Versuchungen des Himmels könnten auch nicht einen einzigen bewegen, mich zu verraten..."
aus Thornton Wilders "Hast Du nicht achtgehabt..."