Was ist das Geheimnis des Menschen, wenn alles über ihn bekannt gemacht wird? Was bleibt übrig, wenn wir über alles Informationen bekommen können? Ist das dann das Ende unserer Erkenntnis? Ist die totale Überwachung das Ende der menschlichen Geschichte? Ist die globale Vernetzung und Datenspeicherung das Ende des freien Willens? Ist das Bestreben zu totaler Sicherheit das Ende unserer Handlungshoheit?
Im Wartezimmer eines Therapeuten sitzt die gelangweilte Iphigenie. Mit dem Smartphone in der Hand und in Zeitschriften blätternd wartet sie auf ihre Mutter Klytämnestra. Als sich wenige Minuten später die unbändige Antigone in den Wartesaal begibt, verwickelt sie die jugendlich-naive Iphigenie in therapeutische Rollenspiele. Durch ihr eigenes Spiel aufgewühlt, sucht sie immer wieder Sicherheit im Konsum einer Zigarette. Doch Rauchen ist hier nicht gestattet.
Wie kann man heute seinen ganz privaten, eigenen Raum noch behaupten, wenn man von allen Seiten zur Definition seiner selbst gezwungen wird?
Für Antigone ist die Seele der Ursprung allen Widerstandes. Die Seele zu schützen, ist Aufgabe des Menschen. Tut er es nicht, gibt er sich der Gefahr hin, eine Nummer in einer Masse von Nummern zu sein. Wenn die Seele im Menschen nicht lebt, dann kann er sich gegen das Bild, das die Gesellschaft von ihm hat, nicht wehren. Ein Opfer meiner eigenen Geschichte bin ich dann, wenn ich meine Fähigkeit verloren habe, meine Zukunft aus mir heraus zu schöpfen. Verliere ich den Zugang zu meiner Seele, bleibt mir nichts anderes als das, was andere von mir denken.
Die Komplexität einer griechischen Familienaufstellung weicht schnell der Frage danach, was ist Recht?
Und ist es auch dem Einzelnen recht? Die Suche nach Sinn wird zur Suche nach der nächsten Raucherzone.
Identität und Freiheit werden Gegenbegriffe zur (intoleranten) Gesellschaft.
Dieser Konflikt lässt sich ohne Gewalt nicht lösen.