Das eher unbekannte Märchen der Gebrüder Grimm „Allerleirauh“ setzt sich thematisch mit Vater-Tochter-Inzest und sexuellem Missbrauch auseinander. Die Tanztheatergruppe Mae(h)rchentanz übernimmt die Symbolsprache und geht den psychodynamischen Verstrickungen und Ambivalenzen aller Beteiligten nach, sowie möglichen Lösungsstrategien der Opfer. Wo Sprache häufig versagt, machen sie „Unaussprechliches“ über Körper und Bewegung sichtbar.
Das Stück ist für Erwachsene konzipiert. Im Anschluss freuen wir uns über regen Austausch bei einem kleinen Buffet!
Einlass/Bücherstand MORAWA/Barbetrieb ab 17:15
Einritt: Freiwillige Spende für Rettet das Kind Steiermark
Achtung: Begrenzte Kartenzahl!
TEAM
Projektleitung: Susanne Kammerhofer (u.a. Tanz- und Ausdruckspädagogin, Ausbildung in diversen Tanzstilen, langjährige Arbeit im Gewaltschutzbereich)
Tänzer*innen: Petra Berger, Ines Fößl, Maria Hofer, Jonas Hornhofer, Susanne Kammerhofer, Maja Nedeljkov, Eva Scheibelhofer-Schroll, Michael Söllinger, Ursula Ulberth, Claudia Wessely, Erni Willrich
Gesang: Nika Kammerhofer, Markus Sölkner
Technik: Tom Bergner
(Coronabedingte) Änderungen vorbehalten!
ALLERLEIRAUH
Es war einmal ein König, der hatte eine Frau mit goldenen Haaren, und sie war so schön, daß sich ihresgleichen nicht mehr auf Erden fand. Es geschah, daß sie krank lag, und als fühlte sie bald, daß sie sterben würde, rief sie den König und sprach: „Wenn du nach meinem Tode dich wieder vermählen willst, so nimm keine, die nicht ebenso schön ist, als ich bin, und die nicht solche Haare hat, wie ich habe!“ Nachdem es ihr der König versprochen hatte, tat sie die Augen zu und starb.
Nun hatte der König eine Tochter, die war geradeso schön wie ihre verstorbene Mutter und hatte auch solche goldenen Haare…. Er sah, daß sie in allem seiner verstorbenen Gemahlin ähnlich war, und fühlte plötzlich eine heftige Liebe zu ihr. Da sprach er „Ich will meine Tochter heiraten“. Die Tochter erschrak, als sie den Entschluß ihres Vaters vernahm, hoffte aber, ihn von seinem Vorhaben noch abzubringen. Da sagte sie zu ihm: „Eh ich Euren Wunsch erfülle, muß ich erst drei Kleider haben: eins so golden wie die Sonne, eins so silbern wie der Mond und eins so glänzend wie die Sterne; ferner verlange ich einen Mantel von tausenderlei Pelz und Rauchwerk zusammengesetzt, und ein jedes Tier in Eurem Reich muß ein Stück von seiner Haut dazu geben.“ Sie dachte aber: Das anzuschaffen ist ganz unmöglich, und ich bringe damit meinen Vater von seinen bösen Gedanken ab. Der König ließ aber nicht ab.
Endlich, als alles fertig war, ließ der König den Mantel herbeiholen, breitete ihn vor ihr aus und sprach: „Morgen soll die Hochzeit sein!“ Als nun die Königstochter sah, daß keine Hoffnung mehr war, ihres Vaters Herz umzuwandeln, so faßte sie den Entschluß zu entfliehen…