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  • Lüg mich an und spiel mit mir Vorarlberger Landestheater

    Lüg mich an und spiel mit mir

     
    Lüg mich an und spiel mit mir
    Vorarlberger Landestheater
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    aktionstheater ensemble
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    Vorarlberger Landestheater
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    @ Vorarlberger Landestheater

    Ein Aggressor provoziert unsere Demokratie. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir wirklich eine sind. Und das ist gar nicht leicht. Martin Gruber, “Seismograph gesellschaftlicher Verschiebungen” (Profil), und sein aktionstheater ensemble beginnen also in ihrer aktuellen Uraufführung "Lüg mich an spiel mit mir" bei einer allgemeinen Verstörung über Corona, Klimakrise und Krieg. Bei der Frage, wie es denn weitergehen soll. In einer erstmaligen Ko-Produktion mit dem Vorarlberger Landestheater wird eine durchchoreografierte Theater- und Musik-Performance, mit Akteur:innen aus mehreren europäischen Staaten, gezeigt. Die Produktion, für die auch die Masterminds der Wiener Edel-Rock-Formationen „The Fictionplay“ und „Gewürztraminer“ gewonnen werden konnten, feiert ihre Premiere ab Do. 2. Juni 19:30 Uhr im Wiener Werk X in Meidling. Die Spielserie dauert bis Mi. 8. Juni an.

    Bereits zuvor ist die Produktion von Mi. 18. bis Mi. 25. Mai, im Rahmen des internationalen Festivals Bregenzer Frühling, am Vorarlberger Landestheater zu sehen.

    Infos zum Stück:

    Mit satter Lust und gepflegtem Halbwissen wurde seinerzeit in der gemütlichen „Pension Europa“ (Uraufführung aktionstheater ensemble 2014) über die Vorzüge der Demokratie schwadroniert. Etwaige Bedrohungen aus dem Außen wurden damals nur bedingt als solche wahrgenommen, im Notfall in fröhlicher Champagnerlaune schöngeredet.

    Was gilt es für das aktionstheater ensemble nun aber jetzt zu tun?

    Wollte man ursprünglich, in einem anarchisch dionysischen Akt, das Ende der Pandemie feiern, so legen sich nun der Krieg in der Ukraine, die Erwärmung und eine drohende Wirtschaftskrise wie ein Grauschleier über den Frühling in der „Pension Europa“. Meint eine der Akteur:innen, dass das Theater, in Zeiten wie diesen, leider gar nichts ausrichten kann, so versuchen die Anderen dem Geschehen so etwas wie Erkenntnisgewinn abzuringen.

    Es tun sich folgende Fragen auf: Was lässt uns immer wieder ins Klo der Geschichte greifen? Warum sind wir so schwach und rufen immer wieder nach einem starken Mann? Warum ist auch unsere westliche Demokratie oft nur die Diktatur einer ängstlichen Mehrheit? Warum sind wir so, wie wir sind? Kein Theaterabend kann das schlüssig beantworten. Der Theaterabend soll aber, im besten Falle, eine Variation über diese Fragen oder über unser Scheitern sein. 

    Der Abend endet mit der Erkenntnis, dass das gemeinsame Erleben - von Publikum und Ensemble - der Überforderung, ein Anfang und durchaus heilsam sein kann. 

    Spielorte

    Vorarlberger Landestheater
    Seestr. 1
    6900, Bregenz
    WERK X
    Oswaldgasse 35A
    1120, Wien

    Personen

    Konzept, Inszenierung
    Martin Gruber
    Regieassistenz
    Michaela Prendl
    Bühne, Kostüm
    Valerie Lutz
    Musik
    Daniel Schober
    Darstellerin
    Zeynep Alan
    Dramaturgie
    Martin Ojster
    Autor
    Darstellerin
    Michaela Bilgeri
    Darsteller
    Luzian Hirzel
    Dramaturgie
    Darsteller
    David Kopp
    Darstellerin
    Babett Arens
    Musik
    Dominik Essletzbichler
    Daniel Neuhauser
    Gidon Oechsner
    Licht
    Arndt Rössler
    Video
    Resa Lut
    Autor
    martin gruber und aktionstheater ensemble
    Darstellerin
    Tamara Stern

    Weitere Termine

    aktionstheater ensemble

    Über:leben – Das aktionstheater ensemble

    Theater, das ist immerzu ein Lebensentwurf: Momentaufnahmen aus dem Leben, die sich aus den Versatzstücken des Alltags zu einem Bildband des Empfindens formen – sei es um der moralischen Versuchsanordnung willen, sei es aufgrund seiner ästhetischen Wundertüte, aber um eines geht es dabei immer: die Schlachtfelder des Lebens.

    Das aktionstheater ensemble wagt nun den Spagat, diese Schlachtfelder nicht nur aufzuzeigen und wirksam nachempfinden zu lassen, sondern vielmehr den Erfahrungsraum aufzustoßen, was denn diese Schlachtfelder beim Einzelnen zurücklassen: Das Geworfensein auf sich selbst, in einer Welt der Egozentriertheit, die eigentlich keinen Platz für so viele Egos hat – Auge in Auge mit der eigenen Fehlbarkeit.  Und damit liefert dieses Theater auch mehr oder minder Überlebensstrategien, die bereits von vornherein zum Scheitern verurteilt sind: Ausbruchsversuche, die sich ob des gesellschaftlichen status quo zwischen Heim und Heimatlosigkeit, Solidarität und Solitär, Ich-sein und Anders-sein regelrecht selbst zementieren.

    Stücke des aktionstheater ensembles zu erfahren, ist immer auch eine Rückkehr zum ältesten Drama der Menschheit: man selbst zu sein und gleichzeitig durch die Anderen mitbestimmt zu werden – eine Aporie des Empfindens.

    Das Ich und das Wir
    „Nur die Radikalität ist Intensität“  heißt es in Ulysses Roadmovie (2010/2011), und umschreibt damit eigentlich passend die programmatische Ausrichtung dieser Gruppe: Radikal ist das Kalkül, feinfühlig die Ausführung. Am Ende geht es immer um intensive Präsenz, die die herkömmliche Repräsentanz um jenes Grad der Dringlichkeit übersteigt, die der Hunger nach Anerkennung mit sich bringt: das Ringen um Identität.
    Regisseur Gruber ist ein Philanthrop, der für den Anspruch eines Menschlichen an die Grenzen des Menschseins führt – er kartographiert die Gegenwart so, wie politische Allmachtfantasien und neoliberaler Fortschrittswahn einer sogenannten Wohlfühlgesellschaft sie geschaffen haben. Allerdings ohne sich im Nährboden geißelnder Moralitäten zu verlaufen, die Idee ist eine andere: den Menschen zu filtrieren, ihn bis auf die kleinsten Fasern bloß- und auszustellen. Seine Dokumentarlandschaften lassen es erst gar nicht zu, in Selbstgefälligkeit abzugleiten, um sich als Alternativen zu behaupten: Sie sind rein Ideenträger einer Kultur der Saturiertheit; einer Gesellschaft, die sich vor lauter überbordendem Egoismus eigentlich selbst ungemein satt hat. In gewisser Weise ist sein Theater sogar ein Theater des Amoralismus, das Geschichte, Gott oder Ideologie mit einer Universalformel gleichsetzt: der Utopie. Und das Medium bleibt der Körper.
    Das aktionstheater ensemble hat immer mit Körper zu tun: als Sinn- und Abbild, als Wahrnehmungsträger, als Fetisch, als Ware – Der Körper wird bestimmendes Element, das in seiner Wirksamkeit auch weit über postdramatische Auflösungstendenzen hinausreicht: Der Körper lässt sich bei Gruber eben nicht auflösen – er bleibt das Material, der Ausdruck, der letzten Endes das Korsett für die Einzwängung der Freiheit stellt; Und damit nicht nur Bewegung, sondern vor allem Bewegtheit zum Vorschein bringt, als Wiederhall von Aktionen, die von der Bühne ins Publikum beben. Das ist die große Leistung Grubers, dass der Körper – nicht nur Material für eine Kunstfigur, sondern Kunstwerk selbst – sich dermaßen exponiert, dass aus der bloßen Darbietung ein wahrer Exzess wird – und damit die Körperlichkeit des Zuschauers selbst ins Wanken gerät.

    Es ist also mehr Roadtrip durch die Venen, als intellektuelles Ping Pong: mehr „Körper“- denn Seelenstriptease, im wahrsten Sinne: Dieses Theater tut mit einem etwas, das sich nicht in herkömmliche Kategorien einteilen lässt. Es lässt einen aktiv werden, obgleich die äußere Form sich nicht zugunsten postdramatischen Interaktionsmustern freisetzt, sondern konventionell am dichten Szenenspiel vor dem Zuschauer festhält – und dabei umso mehr im Zuschauer ankommt: eine neue Ökonomie des Blickes, die Kunst der „Anschauung“. Es ist mehr inneres Aktiv-sein denn äußeres Zutun, dass durch Impulse auf der Bühne provoziert wird. Das Aktionstheater provoziert mit dem Schock als solchen, aber sicherlich nicht in surrealistischer Hinsicht, sondern viel subtiler: Es geht ihm ja schließlich auch um den Menschen, nicht um das Spiel.
    Und der Mensch ist Aktion, Bewegung: Es kommt eben immer auf die Geste an.

    Atmosphäre readymade
    Es ist die Essenz des Erzählerischen, die sich in den Körpern der Darsteller, aber vor allem auch jenen der Zuschauer festsetzt: Erzählt wird mit Körper durch Sprache, und nicht umgekehrt. Was hier passiert ist ein diametraler Gegensatz von Sprechen und Handeln: Die Figuren beim Aktionstheater sprechen nicht, um zu überleben (wie bei Jelinek), sie überleben, damit sie sprechen – als einzige Verbindung zur Welt da draußen, die so viel abverlangt; und dabei hört doch niemand einander zu, weil sowieso jeder anders tickt. Sie sprechen unbändig, weil sie zu – und vor allem über sich selbst sprechen wollen. Wie man ist, so spricht man – vor allem zu sich selbst. Und dabei stellen sie eine gänzlich andere Wirklichkeit her, als der von der sie sprechen: Figur pur, sozusagen. Der Text stellt sich gegen das Bild, sehr oft – und das ist gut so: Wenn in den Redekaskaden zu geistigen Höhenflügen angesetzt wird, bleiben in der Gestik die niederen Triebe (verhaften) – Hier wird der Schluss vom Sein auf das Sollen als Trugschluss demaskiert, seine Unmöglichkeit zwischen Können und Wollen zur Schau gestellt.

    Die Aktion ersetzt beim aktionstheater ensemble das Objekt, mehr noch: die Aktion wird zum Objekt, das in einem re-experiencing ein- und derselben Gefühlswelten immerzu aufs Gleiche hinausläuft: Die Unmöglichkeit, sich zu artikulieren, seinen geistigen und körperlichen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Am Ende ist es doch immer der Schrei nach Anerkennung.
    In diesem Sinne ist das aktionstheater ensemble expanded theatre, weil es sich einer Atmosphäre bedient, die im Eigentlichen bereits gemacht ist: Hier herrscht keine Notwendigkeit, Theater ins Hier und Jetzt zu holen, in sozialparasitäre Kontexte zu manövrieren –  ihr Theater ist immer schon da, im Mikrokosmos des Privat-Interieurs, zwischen Zeigen-Wollen und Verschleiern-Müssen. Die Selbstverblendung des Einzelnen ist dabei das Objet trouvé im Allgemeinen, das als Momentum des Nebenbei schlussendlich state of the art wird –weil es ist ja Theater, und hier bleibt schließlich keine Situation ohne Ergebnis. Bis zu dem Punkt, an dem der szenische Apparat Effekte erzielt, die so ergebnislos sind, dass sich die Frage nach dem fiktiven Als Ob gar nicht mehr stellt: Es ist eben wie vor der eigenen Haustür, nur subkutaner. Weit mehr als „nur“ durch Experten des Alltags neben dramatischen Textflächen werden hier Realitäten skizziert, die wiederum ihre eigenen Fiktionen hervorbringen – und umgekehrt: Am Ende ist alles real.

    Zeitgeist oder was?
    Das aktionstheater ensemble macht Mode: Es ist keine. Regisseur Martin Gruber und Dramaturg Martin Ojster spielen ihre amour fou zu Tendenzen der Zukunft radikal aus –  die detailverliebten Operateure der Wirklichkeit reproduzieren das Zusammenspiel von Subjekt, Geschlecht und Gesellschaft nicht am Puls der Zeit, sondern immer einen Schritt voraus. Ihr Kaleidoskop voller Kontraste im Wohnzimmer der Gesellschaft deutet auf Entwürfe, die erst im Begriff sind sich als Auswüchse entsprechender Zivilisations-Tableaus zu vergesellschaften. Durch die obligatorischen Bezüge zum Außen wird keine Welt als eigenständig behauptet, sondern das Tatsächliche als solches bespielt, zum Spielball happeningartiger Performance-Darbietungen: Hier entsteht ein Soziotop, das zwischen unendlichen Vorstellungen und endlichen Verwirklichungen einer Kultur pars pro toto steht, die sich selbst schon lange nicht mehr unter Kontrolle hat. Und dennoch sind Gruber/Ojsters Anti-Helden suchende Menschen, die das Menschsein noch nicht aufgegeben haben.

    Darin liegt die wesentliche Stärke: Man könnte dieses Theater auch radikale Selbstbeobachtung nennen. Verhandlungen des Subjekts, die im Eigentlichen gar nicht verhandelbar sind. Und das aktionstheater ensemble, es wagt diesen Sprung: diesen Balanceakt zwischen röntgenisieren und portraitieren, ohne dabei zu moralisieren. Und vor allem: Ohne dabei an der vierten Wand, dem leeren einsamen Raum zwischen Publikum und Schauspielern zu scheitern – Hier macht das Publikum die Musik.

    Im Affizieren von Zuständen, Evozieren von Empfindungen kommt das Theater an, ist immer schon da – als Aufruf zur Selbstfindung und dem Assoziieren zum Menschsein entsteht ein Theater, das in der Imitation von gesellschaftlichen Zuständen immer auch ihre Rehabilitation möglich macht ‐ oder wie Joseph Beuys es nennt: „Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kraft der menschlichen Kreativität. Die einzig revolutionäre Kraft ist die Kunst.“(Maximilian Traxl)


    Vollständiges Portfolio von aktionstheater ensemble

    Vorarlberger Landestheater

    Das Landestheater Bregenz trägt mit seiner Arbeit wesentlich zum Erfolg der Kulturmetropole Bregenz bei. Unser Theater ist ein Raum für Geschichten, ein Ort, an dem Phantasie, Reflektion, Emotion, Wissen sich entfalten können, anschauliches Bild werden. Theater entwickelt seine soziale und gesellschaftliche Kraft aus seiner Widersprüchlichkeit und Unangepasstheit heraus und fordert vom Betrachter, aber auch von denen, die Theater machen Aufgeschlossenheit und Neugierde. Theater wirft Fragen auf, formuliert Hoffnungen und Ängste. Immer wieder erschließt es neue Blickwinkel, andere Perspektiven, sensibilisiert und inspiriert. Deshalb spielt das Theater eine wichtige und unverzichtbare Rolle in der Gesellschaft. Jede Inszenierung stellt die Frage, wie Theater in Gesellschaft und Politik, aber auch in historischen Dimensionen gedacht werden kann. Dieses anschauliche Denken geschieht durch einen kollektiven künstlerischen Prozess. Auf beiden Seiten des Vorhangs ist die gelungene Einlassung entscheidend, die gemeinsame kreative Beteiligung an der sozialen Kunstform Theater. In jedem Stück geht es um das Gelingen dieser gemeinsamen Arbeit, in sozialer und ästhetischer Hinsicht, jede Inszenierung ist der Entwurf eines gelungenen Miteinanders und so – auch – eine soziale Utopie. Die kontinuierliche Arbeit des Vorarlberger Landestheaters Bregenz, die in der kommenden Spielzeit zum ersten Mal unter eigener Haushoheit stattfindet, leistet durch einen facettenreichen Spielplan mit überregionaler Ausstrahlung einen wichtigen Beitrag innerhalb der reichen Kulturlandschaft der Landeshauptstadt. Das Vorarlberger Landestheater Bregenz bietet hochwertige Produktionen von sowohl klassischen als auch zeitgenössischen Stücken -auch aus dem Musiktheater - die mit der Leistung von größeren Bühnen durchaus Schritt halten und manchmal sogar Maßstäbe setzen. Das ist möglich, weil das Haus bewusst auf die Kooperation zwischen Erfahrung und Wagnis setzt. Dies gilt beim Personal, für Schauspieler, Regisseure, Bühnen-, Kostümbildner, Techniker und Beleuchter. Es gilt für die Auswahl der Stücke, es gilt für gelegentliche Ortswechsel, wenn die Bühne in den Stadtraum wandert, und es gilt für die Rolle des Theaters als Ort der Kommunikation, des Austauschs und Lernens. Verschiedene Veranstaltungsformen und -orte, erfahrene Kräfte und junge Talente, Experiment und Tradition stehen am Vorarlberger Landestheater Bregenz nicht im Konflikt, sondern ergänzen und beflügeln sich gegenseitig. Weithin ausverkaufte Vorstellungen, die sowohl das stetig wachsende, über Abonnements verbundene Stammpublikum als auch sporadische Besucher und Touristen begeistern, sind uns am Landestheater Bregenz verpflichtende Realität geworden.
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