Sechzig Jahre lang war Arthur Schnitzlers „Reigen“ nicht auf der Bühne zu sehen. Nach zwei skandalträchtigen Inszenierungen, begleitet von Schlägereien, Stinkbomben und Prozessen, gefolgt von einem Verbot der Aufführung wegen Unzüchtigkeit des Textes, hatte Schnitzler jede weitere Aufführung des „Reigen“ verboten. Erst seit 1982 ist das Stück regelmäßig auf Bühnen zu sehen.
Unerhört fand man bei Erscheinen die Bloßlegung des vagabundierenden Verlangens nach Befriedigung der Lust und verkannte damit die in allem gegenwärtige Frage „Was ist Liebe?“.
Wie verschiebt sich die Wahrnehmung von Macht und Ausnutzung sozialer Unterschiede angesichts von fluider und nicht eindeutiger Geschlechtlichkeit? Was erfahren wir über uns und unsere Gesellschaft, wenn wir die Begegnungen im Reigen nicht in einem binären Geschlechtersystem denken, sondern unabhängiger von unseren Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit?
In seinem Tagebuch schreibt Schnitzler: „Die Liebe ist eigentlich immer ein Symbol für etwas anderes.“ Im „Alles-Bekommen“ steckt auch das „Nichts-Haben“.
Dieser Reigen ist ewig.
Mit
Charly Diwiak, Arlind Hagjija, Christoph Kugler und Gerd Wilfing
Musik
Paul J. Diwiak
Regie
Ninja Reichert