Wiederaufnahme wegen des großen Erfolges
Das Wahrzeichen Österreichs ist ein kulinarisch eingebürgerter Diebstahl. Oswald Wiener zieht Parallelen: Das Schnitzel ist eigentlich wie der Wiener selbst, man kann alles unter einer Panier verstecken. Warum Schnitzelursprungsnarrative wie jenes vom Feldmarschall Radetzky und seinem Cotoletta Milanese oder die Herkunftsgeschichte aus dem alten Byzanz so heiß debattiert sind? Wann das Wiener Schnitzel zum Götzenbild geschmackloser Wahlsprüche populistischer Politik wurde? Wodurch es in unterschiedlichen Kontexten wie Klimakrise, Migration oder Kapitalismuskritik zu Religion und flachsiger, trockener, fader Weltanschauung mutiert? All diese Fragen werden in UFO / ultra fett original nicht beantwortet.
Die sakrale Räumlichkeit des Theater Drachengasse wird Schauplatz einer surrealen Schnitzelprozession, die den österreichischen Schnitzelfetischismus ad absurdum führt und von dessen Vor- und Nachgeschmack eingenommen. UFO / ultra fett original ist das Paniertsein an sich, der kollektive Verdauungsgang des unschuldigen Fleisches in seiner dreifaltigen Umhüllung: Mehl – Ei – Brösel.
Gottlose Messe, Modenschau, Aktionismus: Das Nachwuchstheater wirft seine Rauchbomben voraus. Die Wiener Formation ZAK lässt bei der Uraufführung im Theater Drachengasse erahnen, was am Theater noch alles möglich ist. Es geht im Stück um das Wiener Schnitzel und seine Anbetung. Wie in einem Tanz ums Goldene Kalb wird die Freude am Frittierten feierlich, abgründig und trancehaft umkreist – die vier Performerinnen haben den Abend ordentlich hinpaniert.
Der Standard
Ein Projekt von Desi Bonato, Jessica Comis, Aurelia van Kempen, Eva Sommer