What am I doing here, in the middle of the ocean, alone in a boat, surrounded by frozen corpses?
Slavoj iek
Die Menschen haben ein Schiff gebaut und es Titanic genannt. Es fährt hinaus aufs Meer und sinkt vier Tage und eine Nacht später. Aber die Titanic sinkt nicht wie andere Schiffe, sondern sehr, sehr langsam; beinahe unmerklich. Genug Zeit also für einen gewissen Jack Dawson und eine gewisse Rose DeWitt-Bucator, sich im hüfttiefen Wasser unverkrampft kennenzulernen und den Augenblick zu genießen.
Das Solo wurde im Nachwuchswettbewerb 2023 sowohl mit dem Jury-, als auch mit dem Publikumspreis ausgezeichnet und kehrt nun abendfüllend in die Drachengasse zurück. Willkommen an Bord des Director’s Cut.
Die mit feinem Humor inszenierte Arbeit überzeugt durch eine vielschichtige Erzählung, die es schafft, durch kleine Gesten, Gedanken und Referenzen auf große Zusammenhänge blicken zu lassen. Die in diesem Aufriss skizzierte gestohlene Zukunft stellt das private Schicksal zweier Kunstfiguren in den Mittelpunkt und verweist dabei pointenreich und klug auf eine Menschheit, die ihr gemeinsames Prestigeprojekt mit Höchstgeschwindigkeit voraus gegen den Eisberg fährt. Die bemerkenswerte schauspielerische Darstellung verzichtet auf große Gesten und ist sich dennoch der Größe der thematischen Spann- und Tragweite bewusst. Die vielen aufgeworfenen Momente dieses Entwurfs machen Lust auf ein abendfüllendes Solo mit Rose und Jack und einem Wunderwerk menschlichen Schaffens, dessen Untergang kaum vorstellbar und dennoch vorgezeichnet ist.
Jurybegründung von Marie Bues (Leitung Schauspielhaus Wien), Johanna Figl (Kuratorin Theater, Tanz, Performance Stadt Wien), Andreas Fleck (Künstlerischer Leiter WUK performing arts)
Regie, Text: Lea Marlen Balzer
Dramaturgie: Sarah Heinzel
Bühne, Kostüm: Henry Boebst
Es spielt: Alicia Peckelsen
Dauer: 60 Minuten