Hass, Ohnmacht, Wut: Ist das etwas Archaisches, Menschliches? In neuer Gestalt begegnen wir diesem Gefühl täglich neu – online wie offline. Hass ist eine gefährliche Triebkraft und spaltet von jeher Gesellschaften. Dieser vielsprachige Theaterabend erzählt vom Leben und Sterben junger Menschen. Sie streben nach Freiheit. Faschistische Ideologie und der Hass auf „das Andere“ bringt sie zu Fall.
Ausgangspunkt für die theatrale Reise durch ein vergangenes und ein heutiges Europa bildet das Leben des so humorvollen wie politischen Autors Jura Soyfer. In eine jüdische Familie geboren, emigrierte er 1921 aus der heutigen Ukraine nach Wien, wo er als Kabarettist, Aktivist und Dramatiker wirkte. Seine Briefe und historische Dokumente zeugen von der dramatischen Geschichte eines kurzen Lebens, das mit 26 in einem Konzentrationslager endete. Doch mehrere Biografien verweben sich in dieser Inszenierung. Sie setzt sich sowohl mit Jura Soyfer, als auch mit dem durch Hass motivierten Anschlag aus dem Jahr 2022 auseinander. Der Nationalsozialismus Hitlers trifft auf einen “hater”, einen Antisemiten unserer Zeit, der sich in der Pandemie durch rechte Propaganda im Netz radikalisiert hat. Im Herbst 2022 wurde Juraj (26 Jahre jung und queer) in Bratislava auf offener Straße erschossen. – Wie kam es dazu? – Drei junge Frauen erzählen auf der Bühne von drei jungen Männern namens Jura(j). Dabei reflektieren die Spielerinnen auch eigene Themen. Erfahrungen, Wege, Handlungsstränge überschneiden sich oder laufen auseinander. Sie verbinden sich zu einer polyphonen Komposition. Erinnerungen, Dokumente, Poesie sind auf Englisch, deutsch, ukrainisch, tschechisch und Romanes miteinander verwoben. Dabei stellt das zeitgenössische Stück auch Fragen: Was können wir aus unserer europäischen Geschichte lernen? Was aus wahren Geschichten? Was vermag die Liebe? Am Hass festhalten, ist das, als würde man Gift trinken und warten, dass der andere stirbt? Diese Fragen trieben Autorin und Dramaturgin Karoline Hoefer zu ihrem Recherche-Stück, das sie zusammen mit dem Brünner Theater-Kollektiv “Divadlo Feste” und dem vielsprachigen Ensemble entwickelt hat – in Teamarbeit über Ländergrenzen hinweg.