Sie sind in Partnerbörsen und auf Flirt-Apps unterwegs, auf der Suche nach der großen Liebe oder auch nur nach einer kurzen Affäre, nach Selbstbestätigung durch Erfolg. Mal schaun, was geht... Immer mehr Singles wollen oder können sich nicht dauerhaft binden oder finden den richtigen Partner nicht. Manche ziehen sich zurück, finden sich ab mit dem Dauerstatus „Single“. Andere bemühen sich verbissen weiter.
Individualität geht heute über alles und Selbstverwirklichung ist das Lebensziel. Können wir außerhalb von uns selbst überhaupt finden, was wir zu brauchen glauben? Und können wir einem Anderen das geben, was uns selbst fehlt?
Wonach suchen wir eigentlich, wenn wir nach Liebe suchen?
Der Hunger nach Identität, Halt und Geborgenheit wächst in Zeiten der Verunsicherung und Gefährdung. Hilft Liebe gegen die allgemeine Verwirrung, in der wir leben, und die durch täglich neue Nachrichten ständig befördert wird? Gegen das beherrschende Gefühl der Orientierungslosigkeit, gegen die erdrückenden Bedrohungen, um die wir wissen, vor denen wir uns aber machtlos fühlen? Ist das die Liebe in Zeiten des Krieges: Halt finden im gemeinsamen Hass?
Das Stück erkundet die Zutaten für eine echte Liebesgeschichte, eine Lovestory. Vielleicht sind LOveSTories ja gnadenlos anachronistisch und es ist kein Zufall, dass „LoSt“, unser Kürzel dafür, „verloren“ bedeutet. Und umgekehrt geht sich selbst vielleicht unweigerlich verloren, wer wirklich liebt.
Nach ihren Soli „derzeit wohnhaft in“ und „Paula“ erkunden Iris Heitzinger und Dante Murillo in einem Duo die verschiedenen Aggregatzustände von Zweisamkeit und die Frage, was nötig ist, damit eins plus eins wirklich mehr ist als zwei. Wo liegt der Mehrwert der Zweierbeziehung? Wie wird sie überhaupt möglich? Unter welchen Umständen?
Die Entscheidung, mit Mitteln des physical theatre eine Lovestory zu erzählen, versteht Editta Braun auch als ihre ganz persönliche Liebeserklärung an eine Kunstform, die Gefühle zulässt – Tanz als eine Form von Sprache, die im besten feministischen Sinn hinter die männlich dominierte Sprechsprache blickt und das Unbenennbare zum Schwingen bringt. Das Publikum berühren zu wollen mag als altmodisch gelten, sie hält es für unverzichtbar.
Ein Stück über Mut und Sehnsucht, Ängste, Träume, Verletzung und Erlösung; über Zweifel und Vertrauen, Erwartung und Enttäuschung, Rivalität, Dominanz und Unterwerfung; über die Sucht nach Nähe und das Bedürfnis nach Distanz, über den Platz, den wir lassen, und den Raum, den wir uns nehmen; über Zärtlichkeit und Gewalt – im steten Wandel auf dem ewigen Spielplatz der Liebe, der nicht selten zum Schlachtfeld wird.
Performance, Kreation: Iris Heitzinger, Dante Murillo
Künstlerische Leitung, Konzeption, Regie: Editta Braun
Coaching Regie: Arturas Valudskis
Komposition: Thierry Zaboitzeff
Lichtdesign: Thomas Hinterberger
Dramaturgie: Gerda Poschmann-Reichenau
Produktion: Österreichisches Bundeskanzleramt-Kunst, Stadt Salzburg Kultur, Land Salzburg Kultur
Ko-Produktion: L'Estruch Sabadell, Fábrica de creación (Spanien)